Was ich Dir schon immer mal sagen wollte...

Feedback ist eine wichtige Möglichkeit, die eigenen Kompetenzen zu erweitern. Feedback befördert somit Lernen und Transfer. Die Rückmeldung einer anderen Person zu meinem beobachtbaren Verhalten hilft mir Eigen- und Fremdwahrnehmung, Ist- und Zielzustand, sowie meinen persönlichen Lernzuwachs über die Zeit zu beurteilen.

Im Alltag befinden wir uns häufig in Situationen, in denen wir Feedback geben oder empfangen. Dabei sollte man sich immer bewusst sein, wie mächtig und wirkungsvoll ein Feedback sein kann, gerade wenn es die Kommunikation und die Person betrifft. Und dieses Feedback kann positiv, aber auch negativ wirken. Viele berichten mir von Rückmeldungen, die sie im Verlauf ihres Lebens bekommen haben. Es sind Rückmeldungen, die sie nicht einordnen können, die sie nicht verstehen, oder die teilweise verletzend waren. Auch ich kenne ganz persönlich solche irritierenden Aussagen. Was bleibt, ist meist Verunsicherung. Und diese Verunsicherung kann sich dann wieder im Kommunikationsverhalten zeigen.

Wie geht man also als mit diesem gleichermaßen mächtigen wie wirkungsvollen Instrument "Feedback" um? Feedback-Regeln gibt es genug. Ich möchte hier nicht die besten Feedbackregeln zusammenstellen, sondern eine Orientierung geben, wie man Feedback reflektieren kann. Dafür sind fünf Denkschritte notwendig:

Denkschritt Nr. 1: Verhalten und Wirkung sind nicht das Selbe. Ein Verhalten ist objektiv beschreibbar. Eine vollkommene Objektivität werden wir dabei aber nie herstellen können. Wirkung ist immer rein subjektiv. Es ist die Beurteilung des Verhaltens vor dem Erfahrungshintergrund und den Einstellungen des Beobachters. Diese Beurteilung ist von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst, so z.B. von der Situation, von Emotionen, von der Beziehung zum Feedbacknehmer u.v.a.m.

Denkschritt Nr. 2: Bei Feedback handelt es sich folglich um die subjektive Wahrnehmung einer einzelnen Person, die sich auf das konkrete Verhalten in einer ganz bestimmten Situation bezieht. Das heißt: Ein Feedback ist nicht generalisierbar! Eine Person - eine Situation - eine Meinung. Und so viele Leute man fragt, so viele Meinungen wird man bekommen. Dabei ist man auch nicht verpflichtet jedes Feedback unreflektiert anzunehmen.

Denkschritt Nr. 3: Um Feedback richtig einordnen zu können und auf die eigene Entwicklung beziehen zu können, braucht es ein empirisches Vorgehen. Dahinter steht die Annahme, dass ich ein ähnliches Feedback von unterschiedlichen Personen in unterschiedlichen Situationen brauche, um eine Hypothese über meine Wirkung zu bestätigen oder zu verwerfen. Ich persönlich nenne das Hypothesen-Parkplatz. Konkret bedeutet das:

  1. Bilde aufgrund eines Feedbacks eine Hypothese über Dich selbst, Dein Verhalten und Deine Wirkung. (z.B. „Es gibt offensichtlich Leute, die glauben, Julia sei...")

  2. Suche viele Situationen in denen Du diese Hypothese gezielt überprüfst. Hole Dir dazu Feedback ein (z.B. „Habe ich in der Situation ... auf dich gewirkt?“) und ziehe Informationen aus der Situation, die sich auf Deine Hypothese beziehen.

  3. Wenn Du genügend Informationen gesammelt hast, überlege ob sich Deine Hypothese bestätigt oder ob Du sie verwerfen kannst.
    (z.B. „89 von 100 Befragten glauben, dass Julia ... ist. Da könnte also was dran sein.“)

  4. Überlege, ob Du mit dem Ergebnis glücklich bist oder nicht.

Denkschritt Nr. 4: Alles ist situationsbezogen! Das bedeutet, man sollte seine kleine Statistik ein wenig differenzieren, um zu aussagekräftigen Ergebnissen zu kommen. Vielleicht ist ja die Hypothese an bestimmte Faktoren gebunden: z.B. „Ich bekomme das Feedback immer wenn ich präsentiere, immer wenn ich diskutiere, immer wenn telefoniere (...)“ „Ich bekomme das Feedback immer von Männern, von Frauen, von Vorgesetzten, von Familienmitgliedern (...)“ etc. Das hilft herauszufinden in welchen konkreten Situationen ein Verhalten vermehrt auftritt. Außerdem kann man im Hintergrund wirkende Faktoren identifizieren.
 
Denkschritt Nr. 5: Die Entwicklungsrichtung liegt irgendwo zwischen Fremdwahrnehmung und Selbstwahrnehmung. Das bedeutet auch, dass keine von beiden Wahrnehmungen die "richtigere" Wahrnehmung ist. Es heißt nur, dass Fremdwahrnehmungen mit dem eigenen Empfinden und Erleben in Verbindung gebracht werden müssen. Wenn ich also nun eine bestätigte Hypothese habe, kann ich mich zu ihr positionieren. Ich kann sie vor meinem Erfahrungshintergrund reflektieren, auf meine Gefühle beziehen und ggf. Ziele für die Zukunft ableiten. Und die Zielformulierung ist der Ausgangspunkt für die konkrete Handlungssteuerung in der Zukunft.

Hier noch ein kleines Feedback-Schema, das für den Alltag sehr einfach zu verwenden ist. Und dabei nicht vergessen: Sei Immer gut mit Dir selbst und mit anderen.

Feedback-Schema WWW, Quelle: eigene Datstellung