Die Existenz von Kreativität hat Menschen von je her fasziniert. Durch alle Zeiten hinweg erkannten Menschen das Schöpferische als Grundprinzip von Leben und Entwicklung. Im klassischen Altertum bestanden mystifizierte Vorstellungen über den Ursprung von Kreativität. Kreativität wurde als ein göttliches Prinzip verstanden, das zwischen Konstruktion und Destruktion, sowie dem Seienden und dem Nichts stattfindet. In vielen Vorstellungen war Kreativität deshalb nur dem Göttlichen oder einem besonderen Genie vorbehalten. Im Denken Platons z.B. sind wahre Ideen nur dem Göttlichen vorbehalten. Der Mensch ist lediglich in der Lage sie zu erkennen und zu modifizieren. Diese Vorstellungen wandelten sich im Laufe der Jahrhunderte. Heute haben wir einen aufgeklärten, wenn auch schwer fassbaren Begriff von Kreativität. Der Mensch als Schöpfer steht dabei im Mittelpunkt. So wird Kreativität heute als eine menschliche Fähigkeit verstanden.
Drevdahl (1956) bietet folgende Definition an, um Kreativität sehr umfassend zu beschreiben:
“Kreativität ist die Fähigkeit von Menschen, Kompositionen, Produkte oder Ideen gleich welcher Art hervorzubringen, die in wesentlichen Merkmalen neu sind und dem Schöpfer vorher unbekannt waren. Sie kann in vorstellungshaftem Denken bestehen oder in der Zusammenfügung von Gedanken, wobei das Ergebnis mehr als eine reine Aufsummierung des bereits Bekannten darstellt. Kreativität kann das Bilden neuer Muster und Kombinationen aus Erfahrungswissen einschließen und die Übertragung bekannter Zusammenhänge auf neue Situationen ebenso wie die Entdeckung neuer Beziehungen. Das kreative Ergebnis muss nützlich und zielgerichtet sein und darf nicht in reiner Phantasie bestehen - obwohl es nicht sofort praktisch angewendet zu werden braucht oder perfekt vollständig sein muss. Es kann jede Form des künstlerischen oder wissenschaftlichen Schaffens betreffen oder prozesshafter oder methodischer Natur sein.”
Dies ist ein Defintionsangebot von sehr vielen, denn bei Kreativität handelt es sich um ein wahrhaft schwer zu definierendes Phänomen. Man kann in diesem Versuch sogar einen infiniten Regress sehen, da alles Neue auf Bekanntem aufbaut. Durch Modifikation wird etwas Neues daraus, doch ist die Grenze zum Alten schwer zu ziehen. Gleichzeitig kann man auch jede Wiederholung als einen schöpferischen Akt betrachten, da eine komplett identische Reproduktion für den Menschen nicht möglich erscheint. Es ist auch in jeder Wiederholung ein persönliches, neuartiges und damit kreatives Element.
Dieser Zusammenhang zwischen Bekanntem und Neuartigem wird im Video „Everything’s a remix“ unterhaltsam beschrieben. Viel Spaß beim Anschauen!
Zusammenfassung: Kreativität hat von je her fasziniert, doch hat sich die Vorstellung von Kreativität grundlegend gewandelt. Heute gibt es sehr viele unterschiedliche Defintionsangebote, wobei Kreativtät häufig als eine menschliche Fähigkeit verstanden wird. Dabei wird oftmals vorausgesetzt, dass Neues auf bereits Bekanntem aufbaut, und deshalb Neuartigkeit und Kreativität nur auf der Basis von Wissen und Expertise stattfinden kann.
Hat Ihnen dieser Blogeintrag genutzt oder gefallen?
Hier können Sie meinen Blog abonnieren. Ich freue mich auch über Weiterempfehlungen.