Innere Haltung

Sprache schafft Realität

Seit ein paar Jahren hängen wir in meiner Familie „politische Eier“ auf unseren Osterstrauch. Nach dem Auspusten und Anmalen überlegen wir uns Aussagen oder Wünsche, die wir dann
auf diese Eier schreiben. Mal witzig, mal ernst, können sie alle möglichen Themen betreffen,
von Tier- und Umweltschutz über Politik bis hin zu Wirtschaft und Soziales. Es ist wichtig, dass uns dieses Thema berührt. Dann kommt’s auf’s Ei!

Das Ei ist als Keimzelle ein Symbol für Leben, Heranreifen und Wachstum. Und so können auch diese Wünsche und Aussagen heranreifen und wachsen, um etwas in den Menschen, die sie lesen, anzustoßen. Denn Worte tragen Bedeutung: geteilte Bedeutung und ganz persönliche Bedeutung. Und durch diese Bedeutungen erfahren, begreifen und konstruieren wir uns unsere Welt. Wir machen uns unsere Welt - mit und durch Sprache.
 

Ein Wort sagt mehr als tausend Bilder

Menschliche Sprache ist faszinierend. Durch Sprache sind wir in der Lage Dinge unabhängig von Zeit und Raum zu beschreiben. Unsere Sprache, mit ihrem Wortschatz, ihrer Grammatik und Morphologie, ihrer Semantik und Pragmatik, bietet uns die Möglichkeit differenziert mit unseren Mitmenschen zu kommunizieren. Sprache, Sprechen und Denken sind dabei nicht das Selbe, doch sehr eng miteinander verwoben.
Sprachliche Bedeutung ist arbiträr, das bedeutet, dass ein Wort willkürlich einer bezeichneten Sache zugeordnet ist. Es ist nur unsere Übereinkunft und Konvention, dass wir einen Baum als <Baum>, ein Buch als <Buch>, oder Freiheit als <Freiheit> bezeichnen. Wir könnten auch ganz andere Wort dafür verwenden. Es gibt nichts, was es notwendig machen würde eine bestimmte Bezeichnung zu wählen. Und darin liegt die unschlagbare Stärke, aber auch eine große Schwierigkeit von Sprache: ihre Mehrdeutigkeit, dass Bedeutung weiter expliziert werden muss, um immer genauer und präziser zu werden.
Gleichzeitig bedeutet das, dass ein Wort mehr als tausend Bilder sagt, da z.B. das Wort <Stuhl> in der Lage ist unendlich viele Varianten eines Stuhls zu bezeichnen. Präziser könnte man sagen: das Wort <Stuhl> bezeichnet nur das Konzept eines Stuhls. Welche konkreten inneren Bilder oder Vorstellungen bei der Person entstehen, die das Wort hört, ist damit nicht festgelegt. Es eröffnet sich ein Raum unendlicher Möglichkeiten in der Vorstellung, im Sprechen, Zuhören und Verstehen. Das bedeutet auch, dass in unserer Sprache ein Potential großer Kreativität und Ambiguität steckt.
 

Bedeutung ist geteilt und gleichzeitig individuell

Bei sehr konkreten, gegenständlichen Dingen wie einem Stuhl oder einem Baum, können wir meist ganz gut damit umgehen. Doch ein großer Teil der Begriffe die wir verwenden bezeichnen sehr komplexe und abstrakte Sachverhalte und Dinge, wie z.B. Freiheit, Liebe oder Integration.
Bei Begriffen gibt es also immer einen Teil der Bedeutung, der von den meisten oder allen Menschen geteilt wird, und einen Teil der Bedeutung, der sehr individuell ist, da er von Erfahrungen, Erlebnissen, Emotionen, Haltungen und Einstellungen geprägt ist. Und diese Aspekte von Begriffsbedeutungen entwickeln sich in der Interaktion von Menschen. Und sie werden als komplexe Bedeutung zusammen mit dem Begriff aktiviert. Durch den Begriff entsteht also eine innere Realität die wesentlich mehr ist als das Wort und die bezeichnete Sache. Ein und die selbe Äußerung kann also aufgrund der inneren Verwobenheit von Erleben, Sprache, Denken und Emotion, sehr Unterschiedliches auslösen.
Es ist also immer wichtig am Verständnis und an der erlebensbezogenen Bedeutung einer anderen Person aufrichtig interessiert zu sein. So kann man vermeiden über sehr unterschiedliche Dinge zu sprechen, obwohl man vermeintlich über das Gleiche spricht. Und hier liegt auch die Chance Realität durch Sprache bewusst zu gestalten.
 

Innere Vorstellungen und Überzeugen führen zu einer selektiven Wahrnehmung

Sprache ist sehr mächtig. Denn diese Verwobenheit von Denken, Erleben und Sprache führt
zu inneren Vorstellungswelten und Überzeugungen. Überzeugungen und Einstellungen beeinflussen unsere Wahrnehmung und unser Handeln. Diesen Zusammenhang habe ich in einem früheren Artikel beschrieben. Durch Sprache und einen differenzierten Umgang mit Bedeutungen bekommen wir auch hier einen Gestaltungsspielraum, um Überzeugungen zu hinter-fragen und Einstellungen zu verändern.
Gerade Metaphern bedienen sich dabei der Adressierung innerer Bilder und bildhaften Denkens. In einer Metapher sind also Bilder, Bedeutungen und Erleben verknüpft. Dabei wird durch eine Metapher ein sehr komplexer Sachverhalt leicht verständlich und leicht zugänglich dargestellt. Genau hier liegt wieder die Mächtigkeit von Sprache, da die Metapher innere Vorstellungswelten gestaltet. Es ist entscheidend welche Bilder ein Sprecher verwendet, da er auf einer sehr suggestiven und impliziten Ebene, Vorstellungen weitergeben kann. Wie sprechen wir also über die Dinge?! Es ist entscheidend dafür wie wir handeln.
 

Zeig’ Eier gegen Rechts!

Die politischen und sozialen Ereignisse und Entwicklungen der letzten Monate haben mich zutiefst betroffen und traurig gemacht: Es gibt (rechts-)populistische und extremistische Bewegungen in Deutschland und vielen europäischen Mitgliedsstaaten. Tendenzen der Abgrenzung und Abschottung sind deutlich spürbar. Für mich ist es an der Zeit ein Zeichen zu setzen, um eine freiheitliche, offene und diverse Gesellschaft zu bestärken!

Konzept: Julia Rupprecht, Grafik: Daniela Layher

Konzept: Julia Rupprecht, Grafik: Daniela Layher

Aus dem Osterstrauch meiner Familie ist die Idee entstanden Postkarten zu gestalten, die die Wünsche jedes Einzelnen für eine plurale Gesellschaft in die Welt hinaustragen. Die Karten tragen das Motto „Zeig’ Eier gegen Rechts!“. In das weiße Ei kann die Absenderin oder der Absender einen Wunsch oder eine Aussage schreiben - auf die Rückseite die Ostergrüße. Auf diese Weise sollen viele gute Ideen, Wünsche und Aussagen verschickt werden. Von einer bestimmten Person für eine bestimmte Person. Denn es geht nicht darum, dass eine einzige Vorstellung eines guten Miteinander geteilt wird. Jede und jeder kann seine Vorstellung und Perspektive in dieses Ei schreiben, damit die Pluralität der konstruktiven Wünsche sichtbar wird.


Die Bedeutung der Worte auf dieser Karte kann also die eigene Welt und die Welt einer anderen Person ein kleines bisschen anders gestalten. …und damit den Keim für ein gutes Miteinander in einer inklusiven Gesellschaft setzen.
 

Zusammenfassung: Sprache ist faszinierend und mächtig. Sprache kann Sachverhalte und Dinge bezeichnen, und gleichzeitig innere Vorstellungswelten erschaffen. Diese Überzeugungen und Einstellungen, die durch Sprache vermittelt werden, beeinflussen dann Wahrnehmung und Handeln einer Person. Es ist also entscheidend für unser Handeln und Zusammensein, wie wir miteinander sprechen. Die Postkarten-Aktion „Zeig’ Eier gegen Rechts!“ soll jeder / jedem Einzelnen die Möglichkeit geben die eigenen Wünsche und Aussagen für eine plurale und offene Gesellschaft mit anderen Menschen zu teilen.

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Kann das weg oder ist das bereits transferiert?

Unter Transfer versteht man die Übertragung erlernter Fähigkeiten und Fertigkeiten auf andere, vergleichbare Situationen. Transfer wird somit als ein Kennzeichen für erfolgreiche Lernprozesse gesehen. Gerade wenn es um die Aneignung von Fertigkeiten geht, werden während eines Trainings oder Coachings meist sehr gute, jedoch kurzfristige Erfolge erzielt. Viele berichten im Anschluss, dass es Ihnen aufgrund ihrer alltäglichen Gewohnheiten sehr schwer fällt, die Ziele, Maßnahmen und das veränderte Verhalten in den Alltag zu integrieren und tatsächlich anzuwenden. Das macht jedoch die Güte eines nachhaltigen Trainings aus.

Das Zürcher Ressourcen Modell als eine Möglichkeit Transfer zu unterstützen
Mit Hilfe des Zürcher Ressourcen Modells soll diese Übertragung in den Alltag begünstigt und unterstützt werden. Das ZRM ist ein psychoedukatives Verfahren. Diese Selbstmanagement-Methode wurde von Maja Storch und Frank Krause für die Universität Zürich entwickelt. Dabei werden Menschen unterstützt, ihre Handlungssteuerung zu optimieren und ihre intrinsische Motivation für die Zielerreichung zu aktivieren. Menschen sollen also befähigt werden, ihre persönlichen Ziele in Handlungen umzusetzen. Das ZRM-Programm ist hinsichtlich seiner Wirksamkeit empirisch untersucht. So betrachtet das ZRM, Psyche und Körper als eine Einheit und arbeitet deshalb multimodal. Es integriert die Arbeit mit Körper, bildhaftem Denken und Sprache und stärkt auf diese Weise die Ressourcen und die Motivation einer Person. In der Anschauung des ZRM sind die Zusammenhänge zwischen Körper und Geist wechselseitig ausgestaltet. Sie können nur miteinander funktionieren. Man versucht dieses Zusammenspiel zu fördern, indem der Körper, bildhaftes Denken und Sprache zur Aktivierung von Ressourcen eingesetzt werden. Dies stärkt solche neuronalen Netzwerke, die zu einer erhöhten intrinsischen Motivation und somit zur Handlungsauslösung führen.

Ich selbst setze einzelne Elemente des ZRM zur Erweiterung und Nutzung der eigenen Ressourcen, sowie zur Transferunterstützung in Training und Coaching ein. So habe ich zusammen mit Caroline Frauer ein Transferprogramm für Stimmtechnik auf Basis des ZRM entwickelt. Außerdem nutze ich Elemente des ZRM für einen konstruktiven Umgang mit Lampenfieber und die Entwicklung einer förderlichen Haltung für Präsentationen, Gespräche und Lehre.

Hier ein Link zur offiziellen Seite des ZRM: http://www.zrm.ch/

Zusammenfassung: Transfer ist ein Kennzeichen für erfolgreiche Lernprozesse. Das Zürcher Ressourcen Modell ist eine Möglichkeit Transfer zu begünstigen. Durch das ZRM werden Ressourcen und die intrinsische Motivation einer Person gestärkt. Dazu werden die Aktivierung des Körpers, bildhaftes Denken und Sprache eingesetzt. Ich selbst verwende Elemente des ZRM vor allem in den Bereichen Stimmtraining, Lampenfieber, Präsentationtechnik, Gesprächsrhetorik und Lehre.

Eine Frage der Haltung...

"Ich möchte souverän und sicher wirken."
"Ich möchte glaubwürdig und überzeugend auftreten."
"Ich möchte Durchsetzungsvermögen und Charisma entwickeln."
"Man soll mir mein Lampenfieber nicht anmerken."

Das sind häufig geäußerte Wünsche in meinen Rhetorikseminaren. Und ja, es sind verständliche und legitime Wünsche. Denn wer möchte nicht mit seinen Ideen Gehör finden und einen guten Eindruck hinterlassen?

Dabei stellt sich jedoch unmittelbar folgende Frage: Wie hängt die innere Haltung mit dem Auftreten bei Präsentationen und Gesprächen zusammen?
Denn eine souveräne, glaubwürdige und charismatische Wirkung lässt sich nicht einfach mit einem rhetorischen Werkzeugkasten herstellen. Rhetorische Techniken können sehr gut helfen Selbstwirksamkeit zu erleben. Doch wenn man sich seiner Selbst, den eigenen Ideen, Botschaften und Haltungen nicht bewusst ist, kann Rhetorik eine reine Technik und damit eine blanke Hülle bleiben. Häufig bekomme ich zurückgemeldet, dass es einen inkongruenten und unstimmigen Eindruck macht, wenn jemand rhetorisch „überschult“ ist, man aber andere Motive dahinter vermutet.

Für eine gute und überzeugende Kommunikation braucht es deshalb eine stimmige und klare innere Haltung in Verbindung mit guten rhetorischen Fertigkeiten. Deshalb ist mein Credo:
"Mein Ziel ist es, gute Ideen in der Welt zu verbreiten. Deshalb unterstütze ich Menschen dabei, ihre Konzepte auf den Weg zu bringen und ihr Wissen verständlich zu machen. Mit Hilfe von kreativem Denken und erlebensbezogener Konzeptentwicklung können Ideen wachsen. Und mit den Ideen wachsen die Menschen. Um Andere von der eigenen Idee zu begeistern, braucht es didaktisches Handwerkszeug und rhetorisches Können. Deshalb helfe ich Menschen, ihren eigenen Ausdruck zu finden und ihre Kommunikation zu stärken. Eine Idee braucht eine Stimme."

Deshalb biete ich Workshops zu Konzeptentwicklung und Orientierung in Verbindung mit Rhetorik an. Das heißt konkret: Erst mache ich mir Gedanken, was ich zu sagen habe und was meine Botschaften und Ziele sind. Dann mache ich mir Gedanken über das passende Wie. Welcher Ausdruck und welche Präsentation dient am besten meinen Inhalten und meinem Zielpublikum?

Tag 1: Im Zentrum steht die Idee. Das was ich sagen möchte. Deshalb dient der erste Tag der Konzeptentwicklung. Bild: Julia Rupprecht

Tag 1: Im Zentrum steht die Idee. Das was ich sagen möchte. Deshalb dient der erste Tag der Konzeptentwicklung.
Bild: Julia Rupprecht

Der Teil zu Konzeptentwicklung erfolgt mit Hilfe von Erlebensbezogenem Concept Coaching (ECC), Kreativitätstechniken und dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM). Ziel ist es, eine Vision, ein Konzept und Ziele zu entwickeln, um dies mit Hilfe von Ressourcen motiviert anzugehen. Es wird ein Raum eröffnet in dem Reflexion und kreatives Denken stattfinden darf.
Sobald das Konzept steht, geht es um die Ideenkommunikation. Der eigene Ausdruck mittels Sprache, Stimme und Körper wird gestärkt, um die eigenen Botschaften gut zu vermitteln. Redeschemata, -strukturen, Publikumsanalysen und Medieneinsatz können nun zielgerichtet verwendet werden.

Tag 2: Für das erarbeitete Konzept wird ein die passende und überzeugende Präsentation entwickelt. Bild: Julia Rupprecht

Tag 2: Für das erarbeitete Konzept wird ein die passende und überzeugende Präsentation entwickelt.
Bild: Julia Rupprecht

Eine Bewusstheit für den Zusammenhang zwischen innerer Haltung und Außenwirkung stärkt Ihre Kommunikation und Ihr Auftreten. Sie werden erfahren, wie sie souveräner und sicherer Auftreten können, sobald sie Ihre Haltungen, Glaubenssätze, Botschaften und Ziele reflektiert haben.