Psychologie

Klärung durch aktives Zuhören

Stellen Sie sich vor ein guter Freund, eine Freundin oder ein Familienmitglied sucht Sie auf, um eine unklare, schwierige oder herausfordernde Situation zu besprechen. Es kommt immer wieder vor, dass wir bei beruflichen oder privaten Fragestellungen zu Rate gezogen werden. Doch neigen wir all zu schnell dazu Ratschläge zu geben, zu bewerten, zu interpretieren, zu beurteilen oder gar zu beschwichtigen, zu entschuldigen oder anzugreifen. Doch das hemmt häufig den Gesprächsfluss. Es kann auch dazu führen, dass sich unser Gegenüber nicht verstanden fühlt.
 

Die Kraft des aktiven Zuhörens

Worin eine immense Kraft liegt, ist das konzentrierte und aktive Zuhören. Beim aktiven Zuhören wird nicht nur darauf geachtet, was die Gesprächspartnerin bzw. der Gesprächspartner sagt, sondern auch wie die oder der andere spricht und sich verhält. Die Methode wurde von Carl Rogers, dem Begründer der personenzentrierten Gesprächspsychotherapie, entwickelt. Dabei ist das aktive Zuhören voll und ganz auf die Person gerichtet, die spricht — die eigenen Meinungen der zuhörenden Person stehen im Hintergrund. Die zuhörende Person zeigt also Zuwendung, Aufmerksamkeit und Einfühlung. Die Gesprächspartnerin bzw. der Gesprächspartner kann daraufhin von selbst die Perspektive wechseln und mitteilen, worauf es ihr bzw. ihm wirklich ankommt.

Aktives Zuhören besteht aus folgenden Komponenten:

Quelle: eigene Darstellung

Quelle: eigene Darstellung


Zusammenfassung: Das Aktive Zuhören kann zu einem echten Verstehen des Gegenübers führen und die Beziehungsebene sichern. Es besteht aus dem Zuwenden, Zurückhalten, Nachfragen, Paraphrasieren und Verbalisieren / Deuten. Das Gegenüber lernt sich dabei selbst zu verstehen, da man durch das aktive Zuhören und Paraphrasieren immer wieder versucht komplexe Sachverhalte in eigene Worte zu fassen. Diese Haltung des akzeptierenden, empathischen Zuhörens kann zu einem Klärungsprozess beim Gesprächspartner bzw. der Gesprächspartnerin führen.

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Hier noch ein kleiner Ausschnitt aus «Momo» von Michael Ende, der genau beschreibt, welche Kraft das Zuhören hat:

«Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war das Zuhören.
Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur recht wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.

Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte – nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.
Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm plötzlich Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, dass ratlose, unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden.

Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf denen es überhaupt nicht ankommt, und er ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte das alles der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war.

So konnte Momo zuhören!»

Aus: Ende Michael (1973): Momo. Stuttgart: Thienemann Verlag.

Interview mit der Gesellschaft für Personenzentrierte Psychotherapie und Beratung (GwG)

Bei dem Jahreskongress 2017 der Gesellschaft für personenzentrierte Psychotherapie und Beratung (GwG) habe ich einen Workshop zum Thema "Stimme als Schlüssel zur Prozessorientierung" angeboten. Das Ziel war es Psychotherapeuten und personenzentrierte Berater für das Thema Stimme und Sprechen zu sensibilisieren. Einerseits um die eigenen stimmlichen Fähigkeiten zu stärken, andererseits um die Stimme des Klienten bzw. der Klientin differenzierter wahrzunehmen.

Der Workshop ist auf sehr positive Resonanz gestoßen, weshalb ich gebeten wurde ein paar Fragen im Rahmen eines Interviews zu beantworten. Hier ein Blick in das Interview.

Interview GwG_julia-training.com

 

Außerdem wird in einem der nächsten Fachverbands-Zeitungen ein Artikel von mir zu diesem Thema erscheinen. Ich freue mich darauf!

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Schwierige Gespräche mit Hilfe von Metakommunikation lösen

Sie befinden sich in einem Streitgespräch. Die Gemüter sind erhitzt und es fallen auch ungute und verletzende Äußerungen. Eine Äußerung ergibt die nächste und sie geraten immer weiter in die Auseinandersetzung. Doch wie kann man in dieser Situation zu einer Klärung beitragen?
Ein erster Schritt dazu ist ein inneres Stop. Mit diesem inneren Stop können Sie dann versuchen mit dem Gesprächspartner über die Situation zu sprechen. Das nennt man Metakommunikation.

Wenn die Gemüter erhitzt sind, fällt es schwer, konstruktiv über Inhalte zu sprechen.

Wenn die Gemüter erhitzt sind, fällt es schwer, konstruktiv über Inhalte zu sprechen.

Metakommunikation kann helfen schwierige Gespräche zu klären! (Fotos: fizkes/Shutterstock)

Metakommunikation kann helfen schwierige Gespräche zu klären! (Fotos: fizkes/Shutterstock)

 

Was ist Metakommunikation?

Wörtlich bedeutet es über die Kommunikation an sich zu sprechen:

Wie sprechen wir miteinander? Wie gehen wir miteinander um und wie geht es uns dabei? Wo soll das Gespräch hinführen?

Konkret bedeutet es, nicht weiter über Inhalte zu sprechen, sondern gemeinsam zu überlegen wie man den Umgang erlebt, wie bestimmte Äußerungen gemeint waren bzw. interpretiert wurden und wie sich das Gespräch entwickelt hat.

Damit dient die Metakommunikation der Vorbeugung bzw. Klärung von Konflikten.

Mit einer gewissen inneren Distanz zum Thema und Anlass der Auseinandersetzung fällt es leichter einen neuen Umgang mit dem körperlichen Erleben, den Gefühlen und den Gedankengängen des Streits zu finden. Auf dieser Basis kann der Gesprächspartner eingeladen werden die inhaltliche Gesprächsebene zu verlassen und das Gespräch gemeinsam aus der Vogelperspektive zu betrachten.

Hier ein paar Beispiele für metakommunikative Äußerungen:

  • „Ich verstehe gar nicht warum dieses Gespräch jetzt so schwierig geworden ist – eigentlich sind wir doch beide an einer Lösung des Problems interessiert.“

  • „Mir scheint, dass wir gerade das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren. Bitte lass uns erst gemeinsam festlegen, was wir heute eigentlich erreichen wollen.“

  • „Ich wünsche mir einen konstruktiven und guten Austausch zu diesem Thema. Deine Äußerung(…) hat mich sehr irritiert. Wie hast Du das genau gemeint?“

 

Sprache, Stimme und Körper sollen Die gleiche Botschaft transportieren!

Hier ist es sehr wichtig auf den Stimmklang und den Körperausdruck zu achten. Denn wenn diese Äußerungen mit einer erregten Stimme und einem aufgebrachtem Körperausdruck gesprochen werden, können sie die Situation weiter verschärfen. Durch die Inkongruenz von Sprache, Stimme und Körper verpufft also der deeskalierende Effekt und die Situation wird eher weiter angeheizt.


Achten Sie deshalb darauf, dass Sie den inneren Abstand zum Thema und zur Situation in einem achtsamen Moment körperlich wirklich spüren. Damit regulieren sich Körperspannung und Atmung. Durch diese Spannungsregulation beruhigen sich auch der Stimmklang, der Sprechrhythmus und der körperliche Ausdruck.

Sie können Ihren Atem und Ihre Stimme trainieren, so dass diese in schwierigen Gesprächen verlässlich bleiben. Ein ruhiger Ausdruck wirkt positiv auf eine angespannte Situation!

 

Metakommunikation als Chance

Metakommunikation hilft, Gespräche besser zu strukturieren und die Vorstellungen darüber transparent zu machen, wie man miteinander sprechen möchte. Wenn man sich auf einer Verbesserung des Verhaltens verständigt hat, können die Gesprächspartner versuchen das auch in Zukunft umzusetzen. Deshalb ist für ein gutes Miteinander eine metakommunikative Grundhaltung hilfreich. Sie erlaubt es zu jedem Zeitpunkt über die Situation, den Gesprächsverlauf und die Beziehung, aber auch über die Inhalte und gemeinsamen Vorstellungen zu sprechen.
 

Zusammenfassung: Metakommunikation ist das Sprechen über die Kommunikation an sich. Als Gesprächsführungstechnik hilft sie u.a. Konflikten vorzubeugen bzw. sie zu lösen, Gespräche zu strukturieren und Gespräche gemeinsam zu reflektieren. Dabei ist besonders auf die Kongruenz von Inhalt, Stimme und Körperausdruck zu achten. Mit einer metakommunikativen Grundhaltung können sich die Gesprächspartner darauf verständigen, wie sie in Zukunft miteinander sprechen möchten.

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Die Stimme ist Seismograph und Beben zugleich.

Die Stimme ist ein spürbares Beben in unserem Körper. Und gleichzeitig ist sie ein spürbares Beben im Körper des Anderen. Sie ist eine Berührung über die Luft. Sie ist das Geteilte, das von beiden zugleich empfunden und erlebt werden kann. Stimme ist damit das Medium und die Materialität zwischenmenschlicher Interaktion. Sie stellt Verbundenheit und Gemeinschaft her, dadurch dass sie sich an einen oder mehrere positionierte Andere adressiert.

Die Stimme ist gleichzeitig ein feiner Seismograph für die Schwingungen und Bewegungen unserer Gedanken und unserer Seele. Sie vollzieht jede gedankliche und emotionale Bewegung. „Der Gebrauch des Begriffs der Stimme dient als ständige Erinnerung daran, dass selbst psychologische Prozesse, die ein Individuum in Isolation vollzieht, als Prozesse kommunikativer Art verstanden werden.“ (Wertsch 1993, In: Staemmler 2015) Stimme ist also Ausdruck verschiedener intrapsychischer Selbstpositionen und folglich ein kommunikatives Mittel im intrapersonellen wie auch im interpersonellen Raum.

Am 09. Juni 2017 werde ich einen Workshop auf der Jahreskonferenz der Gesellschaft für Personenzentrierte Psychotherapie und Beratung (GwG) in Würzburg anbieten. In diesem Workshop mit dem Titel "Die Stimme als Schlüssel zur Prozessorientierung" werden psychotherapeutische Beraterinnen und Berater qualifiziert die eigene Stimme zur Gestaltung des Therapieprozesses einzusetzen und die Stimme des Klienten als Schlüsselmoment zu psycho-emotionalen Prozessen zu begreifen.

Durch meine jahrelange Arbeit mit der Stimme begreife ich sie in der Zwischenzeit in einem wesentlich weiteren Rahmen, der Aspekte von Physik und Medizin bis hin zu Psychologie und Soziologie umfasst. Die Stimme ist ein reichhaltiges Mehr und ich freue mich dieses Mehr mit den Beraterinnen und Beratern zu erforschen und zu verstehen. Es wird eine tolle Konferenz mit interessanten Vorträgen und Workshops!

GwG-Website_julia-training.com

Konferenz: 17. GwG-Jahreskongress
Thema: Prozessorientierung in der personzentrierten Arbeit. Wege und Ziele.
Datum: 09.06.2017, 13:00 Uhr bis 11.06.2017
Ort: 97070 Würzburg
Web: GwG-Verband

Zusammenfassung: Am 09. Juni 2017 werde ich beim Jahreskongress der Gesellschaft für Personenzentrierte Psychotherapie und Beratung einen Workshop zum Thema "Die Stimme als Schlüssel zur Prozessorientierung" anbieten. Dabei geht es um die Stimme als psycho-physischen und lebendiges Element unseres Menschseins, und die damit entstehenden Möglichkeiten psychische Prozesse zu explorieren.

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https://www.julia-training.com/stimmtraining

Sprache schafft Realität

Seit ein paar Jahren hängen wir in meiner Familie „politische Eier“ auf unseren Osterstrauch. Nach dem Auspusten und Anmalen überlegen wir uns Aussagen oder Wünsche, die wir dann
auf diese Eier schreiben. Mal witzig, mal ernst, können sie alle möglichen Themen betreffen,
von Tier- und Umweltschutz über Politik bis hin zu Wirtschaft und Soziales. Es ist wichtig, dass uns dieses Thema berührt. Dann kommt’s auf’s Ei!

Das Ei ist als Keimzelle ein Symbol für Leben, Heranreifen und Wachstum. Und so können auch diese Wünsche und Aussagen heranreifen und wachsen, um etwas in den Menschen, die sie lesen, anzustoßen. Denn Worte tragen Bedeutung: geteilte Bedeutung und ganz persönliche Bedeutung. Und durch diese Bedeutungen erfahren, begreifen und konstruieren wir uns unsere Welt. Wir machen uns unsere Welt - mit und durch Sprache.
 

Ein Wort sagt mehr als tausend Bilder

Menschliche Sprache ist faszinierend. Durch Sprache sind wir in der Lage Dinge unabhängig von Zeit und Raum zu beschreiben. Unsere Sprache, mit ihrem Wortschatz, ihrer Grammatik und Morphologie, ihrer Semantik und Pragmatik, bietet uns die Möglichkeit differenziert mit unseren Mitmenschen zu kommunizieren. Sprache, Sprechen und Denken sind dabei nicht das Selbe, doch sehr eng miteinander verwoben.
Sprachliche Bedeutung ist arbiträr, das bedeutet, dass ein Wort willkürlich einer bezeichneten Sache zugeordnet ist. Es ist nur unsere Übereinkunft und Konvention, dass wir einen Baum als <Baum>, ein Buch als <Buch>, oder Freiheit als <Freiheit> bezeichnen. Wir könnten auch ganz andere Wort dafür verwenden. Es gibt nichts, was es notwendig machen würde eine bestimmte Bezeichnung zu wählen. Und darin liegt die unschlagbare Stärke, aber auch eine große Schwierigkeit von Sprache: ihre Mehrdeutigkeit, dass Bedeutung weiter expliziert werden muss, um immer genauer und präziser zu werden.
Gleichzeitig bedeutet das, dass ein Wort mehr als tausend Bilder sagt, da z.B. das Wort <Stuhl> in der Lage ist unendlich viele Varianten eines Stuhls zu bezeichnen. Präziser könnte man sagen: das Wort <Stuhl> bezeichnet nur das Konzept eines Stuhls. Welche konkreten inneren Bilder oder Vorstellungen bei der Person entstehen, die das Wort hört, ist damit nicht festgelegt. Es eröffnet sich ein Raum unendlicher Möglichkeiten in der Vorstellung, im Sprechen, Zuhören und Verstehen. Das bedeutet auch, dass in unserer Sprache ein Potential großer Kreativität und Ambiguität steckt.
 

Bedeutung ist geteilt und gleichzeitig individuell

Bei sehr konkreten, gegenständlichen Dingen wie einem Stuhl oder einem Baum, können wir meist ganz gut damit umgehen. Doch ein großer Teil der Begriffe die wir verwenden bezeichnen sehr komplexe und abstrakte Sachverhalte und Dinge, wie z.B. Freiheit, Liebe oder Integration.
Bei Begriffen gibt es also immer einen Teil der Bedeutung, der von den meisten oder allen Menschen geteilt wird, und einen Teil der Bedeutung, der sehr individuell ist, da er von Erfahrungen, Erlebnissen, Emotionen, Haltungen und Einstellungen geprägt ist. Und diese Aspekte von Begriffsbedeutungen entwickeln sich in der Interaktion von Menschen. Und sie werden als komplexe Bedeutung zusammen mit dem Begriff aktiviert. Durch den Begriff entsteht also eine innere Realität die wesentlich mehr ist als das Wort und die bezeichnete Sache. Ein und die selbe Äußerung kann also aufgrund der inneren Verwobenheit von Erleben, Sprache, Denken und Emotion, sehr Unterschiedliches auslösen.
Es ist also immer wichtig am Verständnis und an der erlebensbezogenen Bedeutung einer anderen Person aufrichtig interessiert zu sein. So kann man vermeiden über sehr unterschiedliche Dinge zu sprechen, obwohl man vermeintlich über das Gleiche spricht. Und hier liegt auch die Chance Realität durch Sprache bewusst zu gestalten.
 

Innere Vorstellungen und Überzeugen führen zu einer selektiven Wahrnehmung

Sprache ist sehr mächtig. Denn diese Verwobenheit von Denken, Erleben und Sprache führt
zu inneren Vorstellungswelten und Überzeugungen. Überzeugungen und Einstellungen beeinflussen unsere Wahrnehmung und unser Handeln. Diesen Zusammenhang habe ich in einem früheren Artikel beschrieben. Durch Sprache und einen differenzierten Umgang mit Bedeutungen bekommen wir auch hier einen Gestaltungsspielraum, um Überzeugungen zu hinter-fragen und Einstellungen zu verändern.
Gerade Metaphern bedienen sich dabei der Adressierung innerer Bilder und bildhaften Denkens. In einer Metapher sind also Bilder, Bedeutungen und Erleben verknüpft. Dabei wird durch eine Metapher ein sehr komplexer Sachverhalt leicht verständlich und leicht zugänglich dargestellt. Genau hier liegt wieder die Mächtigkeit von Sprache, da die Metapher innere Vorstellungswelten gestaltet. Es ist entscheidend welche Bilder ein Sprecher verwendet, da er auf einer sehr suggestiven und impliziten Ebene, Vorstellungen weitergeben kann. Wie sprechen wir also über die Dinge?! Es ist entscheidend dafür wie wir handeln.
 

Zeig’ Eier gegen Rechts!

Die politischen und sozialen Ereignisse und Entwicklungen der letzten Monate haben mich zutiefst betroffen und traurig gemacht: Es gibt (rechts-)populistische und extremistische Bewegungen in Deutschland und vielen europäischen Mitgliedsstaaten. Tendenzen der Abgrenzung und Abschottung sind deutlich spürbar. Für mich ist es an der Zeit ein Zeichen zu setzen, um eine freiheitliche, offene und diverse Gesellschaft zu bestärken!

Konzept: Julia Rupprecht, Grafik: Daniela Layher

Konzept: Julia Rupprecht, Grafik: Daniela Layher

Aus dem Osterstrauch meiner Familie ist die Idee entstanden Postkarten zu gestalten, die die Wünsche jedes Einzelnen für eine plurale Gesellschaft in die Welt hinaustragen. Die Karten tragen das Motto „Zeig’ Eier gegen Rechts!“. In das weiße Ei kann die Absenderin oder der Absender einen Wunsch oder eine Aussage schreiben - auf die Rückseite die Ostergrüße. Auf diese Weise sollen viele gute Ideen, Wünsche und Aussagen verschickt werden. Von einer bestimmten Person für eine bestimmte Person. Denn es geht nicht darum, dass eine einzige Vorstellung eines guten Miteinander geteilt wird. Jede und jeder kann seine Vorstellung und Perspektive in dieses Ei schreiben, damit die Pluralität der konstruktiven Wünsche sichtbar wird.


Die Bedeutung der Worte auf dieser Karte kann also die eigene Welt und die Welt einer anderen Person ein kleines bisschen anders gestalten. …und damit den Keim für ein gutes Miteinander in einer inklusiven Gesellschaft setzen.
 

Zusammenfassung: Sprache ist faszinierend und mächtig. Sprache kann Sachverhalte und Dinge bezeichnen, und gleichzeitig innere Vorstellungswelten erschaffen. Diese Überzeugungen und Einstellungen, die durch Sprache vermittelt werden, beeinflussen dann Wahrnehmung und Handeln einer Person. Es ist also entscheidend für unser Handeln und Zusammensein, wie wir miteinander sprechen. Die Postkarten-Aktion „Zeig’ Eier gegen Rechts!“ soll jeder / jedem Einzelnen die Möglichkeit geben die eigenen Wünsche und Aussagen für eine plurale und offene Gesellschaft mit anderen Menschen zu teilen.

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Was steckt hinter der 7-38-55-Regel?

Im Bereich der Sprecherwirkung gibt es allerhand Mythen und Falschaussagen, die plakativ und plausibel sind und deshalb gerne verwendet werden, um die Wichtigkeit eines Trainings zu unterstreichen. Eine der wohl bekanntesten Aussagen ist, dass 55% der eigenen Wirkung auf den Körperausdruck, 38% auf die Stimme und nur 7% auf die Sprache, also den Inhalt, zurückzuführen sei. Es kommt also gar nicht darauf an WAS du sagst, sondern nur WIE du es sagst. In einem älteren Artikel habe ich bereits beschrieben, mit welchen Ängsten und Unsicherheiten diese „7-38-55-Regel“ spielt. Denn viele Menschen verspüren Unsicherheiten mit der eigenen Wirkung durch Stimme und Körper, und haben deshalb die Befürchtung, dass ihre Inhalte beim Gegenüber nicht ankommen.

Albert Mehrabian, Quelle: https://www.socialpsychology.org/upload/view/6109/mehrabian1.jpg

Die Ironie der Geschichte ist, dass der Autor dieser Zahlen vollkommen missverstanden und falsch zitiert wurde. Wahrscheinlich handelt es sich um eine der tragischsten Geschichten der Wissenschaft. Denn Albert Mehrabian hat diese Zahlen nie allgemein-gültig auf Kommunikation übertragen wollen. Man könnte sagen, dass diese Zahlen ihr Eigenleben entwickelt haben, oder besser gesagt: Anderen kamen diese Zahlen gerade recht und sie wurden immer und immer wieder zitiert und auf menschliche Kommunikation als Ganzes angewendet. Mehrabian hat über Jahre hinweg selbst versucht diese als Regel postulierten Zahlen wieder einzufangen. So sagt er selbst, dass jedem mit gesundem Menschenverstand klar sein sollte, dass es sich hierbei nicht um die korrekte Aussage handelt.


Doch was hat Albert Mehrabian, emeritierter Professor für Psychologie an der University of California in Los Angeles, eigentlich genau untersucht? Und wie sind diese Untersuchungen zu sehen?

Mehrabian hat diese Untersuchungen in den 1960er Jahren durchgeführt. Dabei schaut sich Mehrabian zusammen mit Kollegen inkongruente Botschaften an, d.h. Botschaften bei denen auf verschiedenen Ausdrucksebenen unterschiedliche Aussagen transportiert werden. Ihn interessiert wie Hörer*innen diese Inkongruenzen wahrnehmen und wie auf Basis der verfügbaren Information auf die Emotion bzw. Haltung des Sprechers geschlossen wird. Das heißt es war nicht sein Ziel, auf Sprecherwirkung oder die Glaubwürdigkeit des Sprechers im Allgemeinen zu schließen. Es ist an dieser Stelle auch wichtig zu betonen, dass diese Untersuchungen auf Einwortebene stattgefunden haben. Eine Untersuchung, die ein einziges Wort als Stimulus hat, kann niemals auf Kommunikation als Ganzes übertragen werden.

Im Speziellen sind dabei nun zwei Studien aus dem Jahr 1967 wichtig.

Inkongruenter Ausdruck in Wort und Stimme

Die erste Studie schaut sich Wörter und den Stimmklang an. Dabei werden positive, neutrale und negative Wörter mit positiver, neutraler und negativer Tonalität in der Stimme kombiniert.
Das heißt die positiven Wörter (honey, dear, thanks), neutralen Wörter (maybe, really, oh) und negativen Wörter (don’t, brute, terrible) werden in allen Möglichkeiten mit positivem, neutralem und negativem Stimmklang kombiniert. Diese Kombinationen wurden dann Hörern vorgespielt, die entscheiden sollten, welche Emotion oder Haltung des Sprechers dahinter vermutet wird. Das Experiment zeigte, dass in diesem Fall dem Stimmklang mehr Bedeutung zugesprochen wird als dem Wort an sich.

Mimischer und stimmlicher Ausdruck bei neutralem Wort

In einer zweiten Studie wird nun der mimische Ausdruck mit einbezogen. Den Probanden wurde eine weibliche Stimme vorgespielt, die das Wort „maybe“ in den drei stimmlichen Ausrucksvarianten positiv, neutral und negativ vorspricht. Dann wurden den Probanden Fotografien von weiblichen Gesichtern mit positivem, neutralem und negativem Ausdruck gezeigt. Die Probanden sollten dann den Ausdruck der Audioaufnahmen, den Ausdruck der Fotografien und von beidem in Kombination beurteilen. Die Fotos wurden mit einem Verhältnis von 3:2 genauer beurteilt.

An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass Fotografien von Gesichtern mit positivem, neutralem und negativem Ausdruck verwendet wurden. Körperausdruck ist immer bewegt und umfasst wesentlich mehr als den mimischen Ausdruck, weshalb auch dies nicht auf Kommunikation als Ganzes übertragbar ist.

Was kann man nun aus diesen Untersuchungen ziehen?

Aus diesen beiden Studien ergibt sich rein rechnerisch, diese viel zitierte Gewichtung. Doch sollte die Beschreibung der beiden Untersuchungen gezeigt haben, dass die Aussage, dass 55% der eigenen Wirkung auf den Körperausdruck, 38% auf die Stimme und nur 7% auf die Sprache, also den Inhalt, zurückzuführen sei, vollkommen falsch und vor allem auch nicht intendiert war. Zudem sollte man sich bewusst machen, dass die drei Kategorien positiv, neutral und negativ nicht passend und ausreichend sind, um kommunikative Wirkung zu beschreiben.

Mehrabian wollte sich inkongruente Botschaften anschauen, nicht Wirkung.

Bild: eigene Darstellung

Bild: eigene Darstellung

Wenn doch noch etwas in Ihnen sagen sollte, dass da schon was Wahres dran sein wird, dann ist es vielleicht interessant sich folgende Frage zu stellen:

Was ist 100% Wirkung?

Das Wahre ist für mich, dass Sprache, Stimme und Körper zusammen Wirkung erzeugen. Diese können wir aber nicht nummerisch ausdrücken. Es gibt keine Formel, die uns zeigt wie wir überzeugender, glaubwürdiger oder wirkungsvoller werden. Aber diese Zahlen adressieren genau diesen Wunsch. Die Untersuchungen von Mehrabian können aber auch den Fokus darauf lenken, dass die Ausdrucksebenen kongruent oder inkongruent zusammenwirken können. Das Gegenüber ist also wahrscheinlich sehr sensibel dafür, dass eventuell nicht zueinander passende Botschaften gesendet werden. Und das erzeugt in jedem Fall erstmal Irritation.

 

Sprache, Stimme und Körper wirken zusammen!

Natürlich haben der stimmliche und der körpersprachliche Ausdruck einen wichtigen Anteil an der Gesamtwirkung. Das ist nicht zu bestreiten und natürlich können wir die eigene Wirkung durch ein Training verbessern. Doch geht es vielmehr um das stimmige Zusammenwirken, das Ihre Inhalte, Botschaften, Gefühle und Intentionen vermittelt!

Wenn Sie sich für ein Stimm- und Körpersprachtraining interessieren, habe ich hier wertvolle Hinweise für Sie:

 

Zusammenfassung: Eine bekannte Aussage in der Kommunikationspsychologie ist, dass 55% der eigenen Wirkung auf den Körperausdruck, 38% auf die Stimme und nur 7% auf die Sprache, also den Inhalt, zurückzuführen sei. Diese Zahlen, die auf den Psychologie-Professor Albert Mehrabian zurückgehen, wurden immer wieder falsch interpretiert und zitiert. Zwei Studien aus dem Jahr 1967 werden hierbei oftmals falsch ausgelegt. Wirkung kann nicht nummerisch ausgedrückt werden und entsteht nur im kongruenten Zusammenwirken von Sprache, Stimme und Körper.

Literatur:

  • Mehrabian, A., & Wiener, M. (1967). Decoding of inconsistent communications. Journal of Personality and Social Psychology, 6, 109-114.

  • Mehrabian, A., & Ferris, S.R. (1967). Inference of attitudes from nonverbal communication in two channels. Journal of Consulting Psychology, 31, 248-252.

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Abstraktionsleiter der Überzeugungen

Innere Überzeugungen oder Glaubenssätze haben einen großen Einfluss auf unser Handeln.

Die “Abstraktionsleiter der Überzeugungen” ist ein Modell, das beschreibt, wie wir über die Zeit Überzeugungen aufbauen, die dann unsere Handlungen leiten.

Nehmen wir zur Verdeutlichung mal einen Lehrer als Beispiel: Wenn der Lehrer davon überzeugt ist, dass Menschen am besten Lernen wenn sie selbst aktiv, dann wird er im Unterricht darauf achten, dass die Schüler im Unterricht viel selbst machen. Das heißt, dass er z.B. interaktive Methoden einsetzt, Diskussionen anleitet und die Schüler dazu anregt, eigene Ideen und Erfahrungen zum Thema einzubringen.

Nehmen wir einmal das Gegenteil an: Ein Lehrer der z.B. die Überzeugung hat, dass Lernen immer etwas ist, das anstrengend sein muss und mit viel Leistungsbereitschaft einhergeht. Dieser Lehrer wird seinen Unterricht z.B. viel mit Frontalvorträgen gestalten, die eine hohe Informationsdichte haben und wird vor allem Pflicht und Sorgfalt in Bezug auf Hausaufgaben einfordern.

Dies sind Beispiele, die verdeutlichen können, dass eine innere Überzeugung zu vielfältigen Handlungen einer Person führen kann. Daraus lässt sich natürlich keine Handlungsgarantie ableiten, da Verhalten immer situationsspezifisch ist - jedoch ist diese Überzeugung handlungsleitend.

Diese Überzeugungen und Einstellungen bilden sich im Laufe der Zeit durch Erfahrungen, Erlebnisse und Interaktionen mit Anderen, die ihre eigenen Überzeugungen und Einstellungen vorleben und kommunizieren. Nun sind diese inneren Haltungen jedoch nicht immer bewusst. Und doch haben sie eine Wirkung auf unser Verhalten. Das Modell der Abstraktionsleiter hilft dabei diesen Prozess zu verstehen:

Das Modell der Abstraktionsleiter

Durch das Modell der Abstraktionsleiter kann man sich vor Augen führen, wie die eigene Konstruktion der Wirklichkeit ist. Die Abstraktionsleiter beschreibt also wie Menschen von den beobachtbaren Daten in der Umwelt über mehrere, oft unbewusst ablaufende, Zwischenschritte zu einer diesbezüglichen Handlung kommen.

Quelle: Eigene Darstellung

Quelle: Eigene Darstellung

Auf jede Person strömt in jedem Moment eine sehr große Reizfülle ein. Diese Umweltinformationen müssen, vom Gehirn selektiert, sortiert, ergänzt und interpretiert werden. Oft führt diese selektive Wahrnehmung zu Fehlinterpretationen und infolgedessen zu Missverständnissen bis hin zu Konflikten. Durch Reflexion kann dieser Fehlinterpretation entgegengewirkt werden, um schwierige oder konfliktträchtige Situationen zu vermeiden oder im Nachhinein zu evaluieren. Deshalb kann die Abstraktionsleiter auch als Reflexionsinstrument dienen, um sich die vollzogenen Schritte bewusste zu machen. Dadurch gelingt es Perspektiven zu übernehmen und bestimmte Schritte auf vorhergehenden Stufen der Leiter zu überdenken. Dadurch ergeben sich Alternativen und neue, lösungsorientierte Handlungsschritte.

Zusammenfassungen: Überzeugungen und Einstellungen beeinflussen unser Handeln. Diese bilden sich durch Erfahrungen und Beziehungen im Laufe der Zeit heraus. Das Modell der Abstraktionsleiter kann helfen den Prozess von der Wahrnehmung bis zur Handlung zu reflektieren, und ist somit auch ein Instrument um alternative Überzeugungen und Handlungen aufzubauen.

Link: https://www.toolshero.com/decision-making/ladder-of-inference/

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Körpersprache und Körperausdruck

Ein motivierter und engagierter Sprecher ist in der Lage seine Zuhörer zu begeistern und mitzureißen. Dieses Engagement für das Thema und für die Zuhörer lässt den Redner meist charismatisch und authentisch wirken. Ein hohes Maß an Engagement und Begeisterung vermittelt sich durch einen intensiven Kontakt mit den Zuhörern, einen lebendigen stimmlichen und sprecherischen Ausdruck, sowie einen unterstützenden und präsenten Körperausdruck.

Sprechende wirken in jeder Kommunikationssituation also über drei Ausdrucksebenen:

  • Verbale Ebene (Sprache)

  • Paraverbale Ebene (Stimme und Sprechausdruck)

  • Extraverbale Ebene (Körpersprache und Körperausdruck)

Es handelt sich dabei um die sichtbaren und hörbaren Zeichen, die wir während des Sprechens zeigen. Die einzelnen Ebenen hängen dabei stark miteinander zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Ein Sprecher wird dann als besonders kompetent und authentisch wahrgenommen, wenn sein Ausdrucksverhalten in sich kongruent und angemessen erscheint. Kongruent bedeutet, dass alle drei Ebenen zueinander passende Aussagen transportieren. Angemessen bedeutet, dass die Zuhörer die Ausdrucksweise passend zu Situation, Person und Thema empfinden.

Foto: Joshua Burkert

Foto: Joshua Burkert

Im Folgenden möchte ich näher auf den Körperausdruck und die Körpersprache eingehen. Der Körperausdruck besteht losgelöst vom Sprechen, bezieht sich aber unmittelbar auf den Sprechprozess. Dabei begleitet, intensiviert oder ergänzt der Körperausdruck das verbalsprachliche Handeln.


Gestik
Als Gestik werden die Bewegungen der oberen Extremitäten verstanden. Dies umfasst Bewegungen der Arme, Hände und der einzelnen Finger. Die Gestik ist teilweise konventionalisiert, was weniger Interpretation notwendig macht. Eine offene Grundhaltung der Arme fördert die Bereitschaft zum Gestikulieren. Die Arme sollten sich dabei oberhalb der Körpermitte befinden. So kann die Gestik genutzt werden um das Gesagte zu unterstützen.

Mimik
Mimik bezeichnet das Zusammenspiel der gesamten Gesichtsmuskulatur. Hier vermitteln sich besonders Emotionen und Stimmungen. Für den mimischen Ausdruck ist deshalb vor allem die innere Haltung sehr wichtig. Bestimmte Emotionen und spezifische Ausdrücke werden durch das differenzierte Zusammenspiel bestimmter Muskelgruppen erzeugt. Besonders wichtig sind dabei Stirn, Augen, Augenbrauen, Nase und Mund.

Blickkontakt
Der Blickkontakt hat eine sehr wichtige kommunikative Funktion. Das Aufrechterhalten oder Abbrechen von Blickkontakt ist ein wichtiges interaktionales Merkmal. Der Augenkontakt sichert die Aufmerksamkeit und die persönliche Ansprache der Zuhörer und hilft auf diese Weise bei der Vermittlung der Inhalte. Längeres Unterbrechen des Augenkontaktes kann als Zeichen starker Distanzvergrößerung wahrgenommen werden.

Körperhaltung
Der Körper kann eine sehr große Vielfalt an Haltungen und Positionen einnehmen. Zusammengefasst bezeichnet man diesen Bereich auch als Kinesik. Dabei lassen sich die Einzelteile der Körpers in ihrem Verhältnis zueinander betrachten, genauso wie Körperpositionen im Raum. Ein aufrechter und sicherer Stand unterstützt eine positive Außenwirkung.

Bewegung im Raum
Dazu gehören das Distanzverhalten, Bewegungsrichtung und Bewegungstempo. Das Distanzverhalten ist u.a. kulturell und sozial geprägt. Raumverhalten ist immer interaktional zu begreifen, da das Verhalten einer Person immer in Beziehung zum Raum einer anderen Person zu verstehen ist.

 

Möchten Sie Ihren Körperausdruck verbessern?

In meinem Ebook “Auffallend stimmig!” erhalten Sie detaillierte Informationen zu einem wirksamen Stimm- und Körpersprachtraining. Viel Spaß beim Lesen!


Zusammenfassung: Kommunikatives Ausdrucksverhalten besteht aus den drei Ausdrucksebenen Sprache, Stimme und Körper. Ein kongruentes Verhalten auf diesen drei Ebenen unterstützt eine positive und authentische Außenwirkung. Bei näherer Betrachtung der körpersprachlichen Ebene können Gestik, Mimik, Blickkontakt, Körperhaltung und Bewegung im Raum unterschieden werden.

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Three good things

Heute habe zusammen mit Kollegen zu Mittag gegessen. Drei von Ihnen haben am Vormittag noch einen Workshop geleitet und waren froh, wie gut alles gelaufen ist. Als sie noch über den Verlauf sprachen, meinte eine meiner Kolleginnen zu einer Anderen: „Es war wirklich schön, was Du heute Morgen mit den Teilnehmenden zum Einstieg gemacht hast… man hat richtig gemerkt, wie gut gelaunt sie dann waren.“ Ich ganz neugierig: „Was hast Du gemacht, Alice?“

Alice Murschall ist eine ganz liebe und sehr kompetente Kollegin u.a. mit den Arbeitsschwer- punkten Gesundheit, Stressbewältigung und Resilienz. Heute morgen hat sie eine Übung aus dem Bereich der Positiven Psychologie gemacht, die sich „Three good things“ (von Martin Seligman) nennt. Ich selbst finde diese Übung ganz toll, um den eigenen Fokus immer wieder auf das Positive zu legen, und nicht in den schwierigen, komplizierten oder unangenehmen Dingen des Lebens zu versinken.

Foto: Julia Rupprecht

Foto: Julia Rupprecht

In der Übung „Three good things“ geht es darum die schönen Dinge, die uns an jedem Tag begegnen, wahrzunehmen. Und dabei kommt es nicht auf die großen Dingen an, sondern viel mehr auf die kleinen Freuden, die uns den Alltag bereichern und verschönern können. Versuchen Sie eine Woche lang sich am Abend drei positive Dinge aufzuschreiben, die für Sie an diesem Tag von Bedeutung waren und überlegen Sie sich dann, warum diese Dinge geschehen sind bzw. was Sie persönlich dazu beigetragen haben. Und Sie können dieses Ritual dann auch zusammen mit anderen machen. So können Sie z.B. am Ende eines Arbeitstags mit Kollegen, Partner oder Partnerin oder einem guten Freund / einer Freundin darüber sprechen, was heute alles Gutes geschehen ist.
Kleiner Tipp dabei: Aufschreiben wirkt stärker, als das bloße Aussprechen. Außerdem kann man sich dann auch noch nach ein paar Tagen leichter daran erinnern, was in dieser Woche schon alles Gutes passiert ist.

Zusammenfassung: Mit der Übung „Three good things“ von Martin Seligman, Begründer der Positiven Psychologie, kann man den eigenen Wahrnehmungsfokus auf die positiven und schönen Erlebnisse im Alltag richten. Auch sehr kleine Dinge tragen viel Freude in sich, die wir leicht im Alltag übergehen. Deshalb kann man am Ende eines Tages drei positive Erlebnisse oder Dinge aufschreiben und (wenn man das möchte) diese auch teilen.

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In der Summe meiner Durchschnittlichkeiten...

„In der Summe meiner Durchschnittlichkeiten bin ich fast schon wieder außergewöhnlich.“

Dieser Satz steht auf einem Post-it und klebt auf meinen Unterlagen. Ich zeige ihn meinem Kollegen Malte. Lachend bemerkt er, ich könne den Satz gut und gerne auf ein T-Shirt drucken, da er so vielschichtig und originell wäre. Es muss nicht gleich ein T-Shirt sein, aber Maltes Hinweis ermutigt mich, meine Gedanken dazu in einem kleinen Text zusammenzufassen.

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Der Satz begleitet mich nun schon einige Jahre. In meiner Erinnerung ist er von mir. Ich weiß zumindest nicht von wem ich ihn sonst habe. In diesem Satz steckt eine gewisse Sehnsucht. Die Sehnsucht etwas Besonderes zu sein: Für jemanden. Wegen etwas. Weil man ist. Die Sehnsucht die eigene Einzigartigkeit zu erfahren, darin gesehen zu sein und Anerkennung zu finden. Ich glaube den meisten ist dieses Gefühl schon einmal begegnet. Gleichzeitig zeigt der Satz die eigene Normalität, die eigene Gewöhnlichkeit und auch Begrenztheit. Das ist nicht schlimm. Es ist einfach, auf eine dem Leben inne wohnende Art und Weise. Es ist wie die ironische Randnotiz der eigenen Menschlichkeit und des eigenen Lebens.


Als Trainerin kann ich mich nun fragen, ob es nicht sogar mein Job ist, Menschen dabei zu helfen ihre Durchschnittlichkeiten zu überwinden, um immer außergewöhnlicher zu werden.
Das Gefühl eines Defizits ist ja meist der Auslöser ein Training machen zu wollen. Menschen kommen also zu mir mit dem Wunsch etwas besser zu können. Der Ansporn ist dabei häufig eine Mittel-Zweck-Relation, also ein „besser-um“.
„Ich möchte besser präsentieren, um meine Produkte erfolgreicher zu verkaufen.“
„Ich möchte eine klangvollere Stimme, um in Gesprächen stärker zu führen.“
„Ich möchte (…), um (…)“

Wir sind häufig von Zielen und Zwecken getrieben. Das ist per se nicht schlecht und verhilft sicherlich zu einer hohen Leistungsfähigkeit. Manchmal stelle ich mir jedoch die Frage, woher jemand die persönliche Motivation nimmt ein solches Ziel zu formulieren und als das Eigene zu propagieren. Ist es eine innerlich empfundene und stimmige Motivation?

Im Extremfall machen sich Menschen dabei selbst zu Objekten: Sie erheben Daten über sich, um sich selbst und die eigenen Verhaltensweisen zu vermessen. Ziel ist die Ableitung von Maßnahmen um irgendetwas effizienter, effektiver und besser zu machen. In meinem Bekanntenkreis habe ich einen bekennenden Selbstoptimierer. Ich bin jedes mal auf’s Neue fasziniert, was Flo anscheinend alles trackt, erhebt, untersucht und optimiert. Flo ist Vorreiter und Vordenker der Quantified Self-Bewegung und es scheint für ihn gut zu sein und zu funktionieren. Ja und auch ich bemerke eine gewisse Neugier und weiß doch, dass das Quantified Self keine Option für mich darstellt: Als Wissenschaftlerin weiß ich wie komplex der Umgang mit Daten, ihre Auswertung und Interpretation ist. Als Trainerin und Coach weiß ich wie komplex und vielschichtig persönliche Veränderungsprozesse und deren Steuerung sind. Als Mensch stelle ich mir die Frage, welche gelebte Konsequenz und Veränderung in meinem Leben entstehen soll, so dass ich mich in einer resonanten Weltbeziehung befinde. So dass ich die Welt zum Antworten bringe, weil ich da bin: Wie entsteht also Sinnhaftigkeit zwischen mir und der Welt? Das ist für mich die wesentlich spannendere Frage…

Wenn ich mir nun also wieder die Frage stelle, ob es als Trainerin nicht mein Job ist, Menschen dabei zu helfen ihre Durchschnittlichkeiten zu überwinden, um immer außergewöhnlicher zu werden, kann ich also getrost antworten: Ach, lasst mal die Leute so sein wie sie sind. Doch bitte nicht missverstehen! Das ist keine Ablehnung von Qualifizierung oder Weiterentwicklung. Ganz im Gegenteil. Es ist nur aus einer anderen Perspektive gedacht. Und diese Perspektive heißt für mich Enrichment und Empowerment.
Unter Enrichment verstehe ich eine Anreicherung und Ausgestaltung der eigenen Person.
Unter Empowerment verstehe ich eine Erweiterung der eigenen Handlungsmächtigkeit und Autonomie. Daraus kann Selbstwirksamkeit und Verantwortung erwachsen. Konsequent gedacht, resultiert daraus eine Ruhe mit dem wie ich gerade bin. Ich darf so sein. Niemand sagt mir, was das vermeintliche Optimal ist. Denn „optimal“ ist eine Konstruktion. Es existiert nicht. Es gibt keinen fertigen oder optimalen Zustand.

Bild: Julia Rupprecht

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Entscheidend ist: Was ich mir jetzt erarbeite, ist…
…eine Anreicherung meiner Kompetenzen,
…eine Erweiterung meines Handlungsrepertoires,
…ein neuer Blickwinkel,
…eine neue Position,
…ein neues Gedankengebäude,
…eine veränderte innere Haltung,
…eine Verschiebung in der gefühlten Bedeutung.

Und damit bin ich in Zukunft auf eine neue Weise handlungsfähig. Ich kann’s aber auch genau so machen wie ich es schon immer gemacht habe.
Oder anders gesagt: Dass das Vorhergehende ausgelöscht wäre, ist sowieso nur eine Illusion.
Es existiert im Neuen fort. Ich habe also „nur“ meinen eigenen Möglichkeitsraum erweitert.
Und damit gehe ich von Situation zu Situation.

„In der Summe meiner Durchschnittlichkeiten bin ich fast schon wieder außergewöhnlich.“
In mir spüre ich dieses kleine innere Schmunzeln und denke mir: oh ja.

Zurück zu Malte: Ich hab’ mal überlegt, warum ich finde, dass Malte ein spannender und inspirierender Mensch ist. Neben seiner guten Intuition, seinem scharfen Geist und seiner herzlichen Direktheit ist es vor allem ein Gefühl, das sich mir vermittelt: Das Gefühl, dass Malte da wo er ist, angekommen ist. Aber ohne je stehen zu bleiben.

PS: Nochmal zur Frage, ob es als Trainerin nicht mein Job ist, Menschen dabei zu helfen ihre Durchschnittlichkeiten zu überwinden, um immer außergewöhnlicher zu werden… Mit einer Portion selbstironischer Ehrlichkeit muss ich sagen: Wahrscheinlich bin ich selbst viel zu durchschnittlich dafür. Aber für die Menschen, für die ich einen Unterschied bewirken kann, tu ich es gerne.

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