Stimme

Speak up - pitch down!

Monotones Sprechen setzt die Verständlichkeit herab und kann zu frühzeitigem Aufmerksamkeitsverlust bei den Zuhörenden führen. Deshalb ist eine Variabilität in der Betonung ganz besonders wichtig. Sie zeichnet sich durch eine Abwechslung von Lautstärken, Tonhöhen, Sprechgeschwindigkeit und Pausensetzung aus. Sprecher mit einer abwechslungsreichen Betonung werden von ihrem Publikum als engagierte und kompetente Redner wahrgenommen, und können deshalb leichter überzeugen und effektiver informieren.

Dabei kommt der sogenannten fallenden Kadenz eine besondere Bedeutung zu. Fallende Kadenz oder Stimmsenkung bedeutet, dass die Tonhöhe am Ende eines Aussagesatzes oder einer gedanklichen Einheit nach unten abfällt. Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Abnahme der Stimmsenkungen mit starkem Informationsverlust einhergeht. Somit sind Stimmsenkungen eines der wichtigsten Merkmal verständlichen Sprechens.
Außerdem gehen mit übermäßigen Stimmerhöhungen verschiedene Assoziationen einher: Der Sprecher könnte unbeabsichtigt eine unsichere und fragende Wirkung erzielen, da der steigende Melodiebogen der Frageintonation entspricht. Deshalb sollte man vor allem in informativen Redeteilen auf Stimmsenkungen achten.

Die Vokale I und U im Wechsel. Dabei gleitet die Tonhöhe ab. Aufgenommen mit der Software Overtone Analyzer. (Bild: Julia Rupprecht)

Die Vokale I und U im Wechsel. Dabei gleitet die Tonhöhe ab. Aufgenommen mit der Software Overtone Analyzer. (Bild: Julia Rupprecht)

Aber wie kann man Stimmsenkungen nun üben?
Es handelt sich, wie bereits beschrieben, um ein Absenken der Stimmmelodie am Ende eines Satzes oder Gedankens. Deshalb sollte man zunächst ein Gefühl für Tonhöhen und Tonhöhenverläufe bekommen, um dies dann auf einzelne Laute und Wörter übertragen. Wenn man es verinnerlicht hat, kann man die Stimmsenkung im Anschluss auf Sätze anwenden.

Hier eine kleine Übungsbeschreibung:
Summen Sie zunächst einen Ton in einer für Sie angenehmen Stimmlage. Suchen Sie sich dann einen zweiten etwas tieferen Ton. Gleiten Sie dann in einem Melodiebogen vom höheren zum tieferen Ton. Versuchen Sie dies auch von unterschiedlichen Ausgangstönen. Wenn Sie ein Gefühl dafür entwickelt haben, wie es ist die Stimme abgleiten zu lassen, übertragen Sie dieses Muster zunächst auf zweisilbige Wörter, bei denen die Betonung auf der ersten Silbe liegt: „gehen“, „damals“, „fragen“ u.s.w. Die betonte erste Silbe startet auf dem hohen Ton. Zur unbetonten Silbe fällt der Melodiebogen ab. Wenn Sie auch dafür ein Gefühl entwickelt haben, können Sie den abfallenden Melodiebogen an kleinen Sätzen üben: „Lasst uns gehen.“, „Heute wie damals.“, „Ich möchte Dich etwas fragen.“
Am Ende des Satzes geht die Stimme nach unten und markiert damit den Abschluss des Satzes.

Zusammenfassung: Abwechslungsreiches und betontes Sprechen wird vom Zuhörer als engagiert und kompetent wahrgenommen. Dabei sind Stimmsenkungen besonders wichtig. Sie dienen der Informationssicherung und gelten als eines der wichtigsten Merkmale sicheren Sprechens. Dabei fällt der Melodiebogen zum Ende eines Satzes ab.

Hier finden Sie noch ein kleines Arbeitsblatt mit Sätzen zum Üben der Stimmsenkungen. Viel Vergnügen!

https://www.julia-training.com/stimmtraining

 

 

Hallo? Wer ist am Apparat?

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Die Kommunikation über das Telefon unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von einer direkten Face-to-face Kommunikation: Beim Telefonieren bleiben mimische und gestische Signale unsichtbar. Diese sind jedoch für die Gesprächssteuerung und die gegenseitige Einschätzung sehr wichtig. Zudem gibt es noch eine technische Besonderheit beim Telefonieren: So wird nur ein sehr eingeschränkter Bereich unserer Stimmfrequenzen übertragen. Das übertragene Frequenzband ist nämlich auf einen Bereich von etwa 3,1-3,3kHz begrenzt. Das bedeutet dass viele Klangnuancen unserer Stimme nur eingeschränkt übertragen werden. Aus diesen beiden Gründen ist eine verständliche Ausdrucksweise am Telefon besonders wichtig.
 

In der Ratgeberliteratur finden sich unzählige Tipps und Tricks. Ich habe fünf Aspekte herausgegriffen, die ich für das Gelingen von Telefongesprächen als besonders wichtig erachte. Diese betreffen sowohl die Gesprächsführung, als auch die Stimme:

  1. Achten Sie auf eine deutliche Artikulation: Eine deutliche Artikulation steigert die Verständlichkeit und fördert die Resonanz bei Telefongesprächen.

  2. Machen Sie häufiger und längere Pausen: Pausen geben dem Gegenüber Zeit zum Verstehen, und Erleichtern den Sprecherwechsel am Telefon.

  3. Fragen Sie gezielt nach: Da Sie keine mimischen und gestischen Zeichen zum Verstehen haben, empfiehlt es sich, gezielt nachzufragen, was das Gegenüber verstanden hat.

  4. Formulieren Sie, was Sie verstanden haben: Auch durch Paraphrasieren kann das Verständnis gesichert werden, da ebenfalls keine nonverbalen Information dabei helfen.

  5. Echtes Lächeln: Lächeln kann am Telefon gehört werden. Aber nur ein echtes Lächeln! Es ist nachgewiesen, dass ein aufgesetztes Lächeln als solches vom Zuhörer erkannt wird. Verstellen Sie sich deshalb nicht, sondern begegnen Sie Ihrem Gesprächspartner mit aufrichtiger und echter Freundlichkeit.

Zusammenfassung: Telefonkommunikation ist eine große sprecherische Herausforderung. Durch das Telefon fallen wichtige mimische und gestische Informationen weg. Außerdem wird nur ein Teil der Stimmfrequenzen übertragen. Telefonate können deshalb durch eine gute Gesprächsführung und durch stimmliche Ausdrucksstärke gut gelingen.

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Eine dialogische Perspektive

Mein Verständnis von Kommunikation und von Identität hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Immer wieder konfrontiert mit Modellen und Theorien, z.B. aus dem Behaviorismus, aus der Tiefenpsychologie, der Persönlichkeits- oder Kognitionspsychologie, bin ich mehr und mehr zu der Einsicht gekommen, dass diese Perspektiven unzureichend oder unzutreffend sind. Das kann doch nicht alles sein, wenn es um die Komplexität der menschlichen Kommunikation und der menschlichen Psyche geht!?

Deshalb vertrete ich eine grundlegend dialogische Anschauung, wenn es um Menschen, ihren, Geist, ihren Körper, ihre Emotionen und ihre Kommunikation geht. Das klingt im ersten Moment banal. Na klar, Dialog ist, wenn zwei miteinander reden. In dieser Eindimensionalität möchte ich den Dialog-Begriff jedoch nicht verstanden wissen. Ich glaube, dass wir in Sprache und Dialog leben, und dass es eine Grundstruktur, sowohl in unserer Psyche, als auch in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben ist.

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Wer sich mit diesem Thema beschäftigen möchte, dem sei folgendes Buch empfohlen: 

Staemmler F.-M. (2015): Das dialogische Selbst. Postmodernes Menschenbild und psychotherapeutische Praxis. Stuttgart: Schattauer.

 

 

 

Darüber hinaus möchte ich einen Text von mir zur Verfügung stellen. Dieser Text beschäftigt sich mit einem dialogischen Kommunikationsverständnis und der Rolle der Stimme dabei. Der Text hat in erster Linie ein methodisches Ziel: Wie kann auf dieser Basis die Stimme in das Konzept des Erlebensbezogenen Concept Coachings (ECC) integriert werden? Bei ECC handelt es sich um eine Konzeptentwicklungsmethode, die den Dialog in das Zentrum des Kreativprozesses stellt. Es stellt sich nun die Frage nach methodischen Erweiterungen durch das von mir vorgestellte Konzept.

Text: Die Stimme im Erlebensbezogenen Concept Coaching (Julia Rupprecht)

So möchte ich diesen Text, als Impuls, Interessierten zur Verfügung stellen, mit dem Wunsch nach konstruktiven Austausch, Feedback, Inspirationen oder Assoziationen. Wer möchte, liest hinein und meldet sich bei mir.

Vielen Dank!

Stimmtraining: Reloaded.

Bild: Joshua Burkert

Bild: Joshua Burkert

Auf meiner Website finden Sie nun noch ausführlichere und detaillierte Informationen zu Stimmtraining.

Unter www.julia-training.com/stimmtraining erkläre ich warum Stimmtraining sinnvoll ist, aus welchen Arbeitsbereichen Stimmtraining besteht, und wie ein Stimmtraining gestaltet sein kann. Sie erhalten einen ersten Einblick in meine persönliche Arbeitsweise und in gänzlich neue Stimmtrainingskonzepte wie VOCCO und einem Transfer-Training auf Basis des Zürcher Ressourcen Modells (ZRM). Ergänzt wird das Ganze durch bildliche Impressionen.

Viel Spaß beim Schmökern!

Die Liebe zur Stimme

Julia in einem Stimmtraining  Bild: Joshua Burkert

Julia in einem Stimmtraining
Bild: Joshua Burkert

Eine Faszination und Liebe begleitet mich mein ganzes Leben: die Liebe zur mensch-lichen Stimme. Seit vielen Jahren habe ich mich auf den Weg begeben meine eigene Stimme zu bilden und zu entfalten. Es ist ein sehr bereichernder und lohnenswerter Weg. Genau dies möchte ich weitergeben. Und so kann ich aus einem breiten Erfahrungsschatz schöpfen, wenn es darum geht Andere auf ihrem Stimm-Weg zu unterstützen.

Da ist zunächst mein sprechwissenschaftlicher Zugang. Er hilft mir dabei, passgenaue Trainings- und Coachingansätze zu erarbeiten, die an die kommunikativen und stimmlichen Anforderungen des Klienten angepasst sind. Außerdem betrachte ich die Stimme im Gesamtkontext individueller Persönlichkeitsentwicklung. Hier kann die Stimme als Schlüsselelement, Metapher und Mittel zur Weiterentwicklung verwendet werden.
 
Als akademische Sprachtherapeutin habe ich einen medizinischen und therapeutischen Zugang zum Thema Stimme. Durch mein Verständnis für physiologische und anatomische Zusammenhänge kann ich stimmliches Verhalten analysieren, diagnostische Verfahren durchführen und passende Methoden auswählen. So kann ich auch Klienten fachkundig beraten, die Probleme mit der eigenen Stimme verspüren.  

Komplementiert wird dies durch meinen künstlerischen Zugang zum Thema Stimme. Er lässt mich die Stimme in ihrer Vielfarbigkeit, in ihrer Wirkungskraft und in ihrer Leistungsfähigkeit begreifen. Durch die Erfahrung der Bühne kann ich Anderen helfen ihren souveränen Ausdruck zu finden, und auch mit Lampenfieber umzugehen. Durch gesangspädagogische Ansätze können Singen und ein Experimentieren mit der eigenen Stimme konstruktiv genutzt werden.

All diese Erfahrungen integrieren sich zu einem ganzheits- und entwicklungsorientierten Ansatz, auf der Basis evaluierter und zielgerichteter Interventionen.

https://www.julia-training.com/stimmtraining

P.S.: Durch das Audio können Sie einen kleinen Einblick in meine Facette als Sängerin gewinnen.

Die 7-38-55-Lüge

Sind Ihnen diese Zahlen auch schon mal begegnet? Es geht um kommunikative Wirkung: Angeblich sollen 55% der eigenen Wirkung auf den Körperausdruck, 38% auf die Stimme und nur 7% auf die Sprache, also den Inhalt, zurückzuführen sein. Es kommt also gar nicht darauf an WAS du sagst, sondern nur WIE du es sagst. Spätestens jetzt sollten bei Ihnen alle Alarmglocken läuten.
Ganz nach dem Flaschenpostprinzip werden diese Zahlen immer wieder falsch und in unterschiedlicher Auslegung verwendet. Mal ist es die Wirkung, mal die Glaubwürdigkeit, die durch diese scheinbar magischen Zahlen beschrieben wird.
Doch hinter dem Erfolg dieser Zahlen verbirgt sich eigentlich nur eine all zu menschliche Angst: Die eigene Angst nicht überzeugen zu können. 93% sollen vom stimmlichen und körpersprachlichen Auftreten abhängen. Und damit verspüren viele Menschen große Unsicherheiten. Wir bewundern souveräne Rhetoriker und sind uns unserer eigenen Wirkung nicht bewusst. Und jetzt gibt es den wissenschaftlichen Beweis, schwarz auf weiß: Ich muss was tun, sonst werde ich keinen Erfolg haben!

Doch wussten Sie, dass es sich bei diesen Zahlen um eine tragische Geschichte der Wissenschaft handelt? Der Psychologie-Professor Albert Mehrabian, auf den diese Zahlen zurückgeführt werden, hat und wollte diese Aussage NIE treffen. Seine Untersuchungen und Ergebnisse wurden einfach falsch gelesen. Doch hat sich diese falsche Interpretation seiner Ergebnisse wie ein Lauffeuer ausgebreitet, und wurde auf die zwischenmenschliche Kommunikation als Ganzes übertragen. Das ist schlichtweg falsch!

In einem BBC Radio 4 Interview aus dem Jahr 2009 hat sich Prof. Mehrabian zu dieser Fehlinterpretation seiner Arbeit geäußert. Mehrabian sagt selbst, dass jedem mit gesundem Menschenverstand klar sein sollte, dass es sich hierbei nicht um die korrekte Aussage handelt. Wer möchte, kann das Interview hier anhören. Der Beginn des Interviews ist bei Minute 23:10.

https://www.bbc.co.uk/sounds/play/b00lyvz9

Wer sich über die Person Albert Mehrabian informieren möchte kann auf der Website der Psychologie-Fakultät der Clark University nachlesen.

https://www.psych.ucla.edu/faculty/page/mehrab

Und für diejenigen, die sich nochmals auf humoristische Art überzeugen wollen, dass diese Aussage nicht stimmt, hier ein Link zu einem Sketch von Loriot.

Ich bin ein Fan von guten Inhalten! Und ich bin der festen Überzeugung, dass wir gute Ideen und Inhalte brauchen, um unsere Gesellschaft in allen Bereichen voranzubringen. Deshalb dürfen wir die Inhalte nicht zum Vasallen der Verpackung werden lassen.

Ausdruck und Inhalt gehören untrennbar zusammen. Und deshalb kommt es darauf an, dass eine Aussage in sich stimmig und kongruent ist. Worte, Stimme und Körperausdruck müssen also zueinander passen. Arbeiten Sie deshalb an Ihren Ideen, Ihrer Stimme und an Ihrem Körperausdruck. Es ist eine tolle und bereichernde Arbeit, die Ihnen helfen wird, sich souverän und sicher zu fühlen. Und damit können Sie auch Andere begeistern!

P.S.: Wer möchte, spricht mich einfach an. Dann kann ich gerne detailliert erklären, was Albert Mehrabian eigentlich genau untersucht hat. Denn der nächste falsche Schluss wäre, dass Mehrabian „schlechte“ wissenschaftliche Arbeit geleistet hast. Das stimmt nämlich auch nicht!

UPDATE: In diesem Artikel erkläre ich, was Albert Mehrabian eigentlich genau untersucht hat.

Mit Stimmtraining sind wir lauter!

Wie kann ich überzeugend sprechen? Wie klingt meine Stimme resonant und tragfähig? Wie kann ich meine Zuhörer durch mein Sprechen mitreißen? Solche Fragen beschäftigen viele Menschen. Die Antworten sind sehr spannend und können in einem Stimmtraining geklärt werden. Und das funktioniert auch in der großen Gruppe: In einem interaktiven Kurzvortrag werden die wichtigsten physiologischen Zusammenhänge leicht verständlich erklärt. Mit körperlichen und stimmlichen Übungen in der Gruppe, kann dann ein erster Einblick in das Stimmtraining gewonnen werden. Wer durch das Training motiviert ist, kann dann in einem Einzelcoaching weiterarbeiten!

https://www.julia-training.com/stimmtraining

Physiologische und anatomische Zusammenhänge werden kurzweilig und leicht verständlich erklärt.

Mit ersten, leicht nachzumachenden Übungen, erlebt man die spürbaren Zusammenhänge zwischen Körper, Atmung, Stimme und Sprechen.

Körperliche Aufwärmübungen weiten die Atemräume und bringen die Stimme zum Klingen.

VOCCO, die App für Stimmtraining

Zusammen mit meiner Kollegin Brigitte Bayer entwickle ich eine Trainings-App für Stimme. Dabei handelt es sich um eine Anwendung auf Tablet- oder Smartphone-Basis. Die App bietet eine strukturierte Übungssammlung, illustriert durch Audio, Video, Foto und Text, zum eigenverantwortlichen Arbeiten an Stimm- und Sprechausdruck. Sie als Nutzer können die Übungen sehr leicht zu Hause durchführen. Ziele und Zweck aller Übungen sind erklärt, so dass Sie beständig an der eigenen Stimme üben können. Die App kann als Transferunterstützung im Rahmen eines Trainings verwendet werden. Vielleicht ist es für Sie aber auch der erste Kontakt mit Stimmarbeit, um zu sehen, wie Ihnen diese Arbeit gefällt. 

www.vocco-app.com
https://www.julia-training.com/stimmtraining

Bild: Joshua Burkert

Bild: Joshua Burkert