Rhetorik

Augenschmaus beim Medieneinsatz

In meinen Kursen werde ich regelmäßig gefragt, wie ich meine schönen Visualisierungen und Präsentationen erstelle. Deshalb möchte ich an dieser Stelle drei einfache Empfehlungen für einen schön gestalteten Medieneinsatz geben.

Durch den Einsatz von Visualisierungen können Behaltensprozesse erleichtert, Ergebnisse gesichert und die Verständlichkeit erhöht werden. Deshalb sollte man sich vor der eigentlichen Gestaltung einer Visualisierung stets die Frage stellen, welche Ziele man dadurch verfolgt. Es ist wichtig darauf zu achten, dass jede Visualisierung einer konkreten Botschaft bzw. Aussage dient. Ein paar Fragen können helfen die Gestaltung der Visualisierung zu überprüfen:

  • Was ist das Wesentliche, das durch diese Visualisierung erkennbar wird?

  • Gehören alle Elemente zur gleichen Botschaft?

  • Gibt es unwichtige Elemente in der Visualisierung, die ggf. sogar dem Erkennen der wichtigen Aussage im Wege stehen?

Dabei sollte alles was visualisiert wurde, auch besprochen werden. Ein Medienwechsel kann helfen das Publikum erneut zu aktivieren und die Aufmerksamkeit zu erhöhen.

Folgende Tipps kann ich für eine ansprechende Visualisierung geben:

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

www.wordle.net
Hier können aus einem Text, Bildgrafiken erstellt werden. Je häufiger ein Wort in einem Text vorkommt, um so größer wird es später in der Grafik dargestellt. Dabei kann man auswählen in welchen Richtungen, mit welchen Farben und in welcher Schriftart die Grafik erstellt werden soll. Das eignet sich z.B. für Deckblätter oder Begrüßungsfolien.

 

www.prezi.com
Prezi ist eine Präsentationssoftware ähnlich zu PowerPoint. Nur mit entscheidenden Unterschieden: PowerPoint geht immer Folie für Folie voran. Bei Prezi bewegt man sich in einer Präsentations-„Landschaft“, auf der man seine Inhalte verteilen kann und auch in die Tiefe zoomen kann.

Die Software wird über einen Clouddienst angeboten. Deshalb sollte sich der / die NutzerIn die Frage stellen, welche Inhalte er / sie in einer Cloud speichern möchte.

 
Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

www.bikablo.com
Schöne Visualisierungen für Flipchart, Pinnwand und Tafel ohne zeichnerisches Talent. Die Autoren geben Hilfestellung durch Formen und Symbole, die leicht umgesetzt werden können. Mit einfachen Tricks und Kniffen, ein paar Strichen, Rahmensetzungen und Farbeinsatz, bekommt man also Sicherheit auch beim Visualisieren mit dem Stift.

 

 

 

 

Zusammenfassung: Schöne Visualisierungen erleichtern Behaltensprozesse und erhöhen die Verständlichkeit eines Vortrags. Deshalb sollte man darauf achten, dass eine Visualisierung einer konkreten Botschaft dient. Mit den drei Produkten Wordle, Prezi und Bikablo kann man auf einfache Weise schöne Visualisierungen erstellen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Wie kann ein Vortrag oder eine Präsentation gut gelingen? Das Sprechen vor anderen, stellt für viele eine große Herausforderung dar. Es bestehen hohe Ansprüche an eine gute Vortragskompetenz, die vom Redner zu erfüllen sind.
Doch was macht einen souveränen Redner überhaupt aus? Ein souveräner Redner gestaltet aktiv die Information, trifft die Erwartungen des Publikums, baut eine gute Beziehung zu den Zuhörern auf, und bereitet die Form des Vortrags anschaulich auf. Im Detail bedeutet das:

  1. Ebene der Information: Der Redner muss Experte seines Themas sein. Er soll in der Lage sein, die Inhalte und die Komplexität seines Themas zu durchdringen und dabei Priorisierungen vorzunehmen. Dadurch kann er die passenden Inhalte anhand von Relevanz, Redezielen und Vorwissen auswählen.

  2. Ebene der Erwartungen: Der Redner muss die individuellen Erwartungen, das Vorwissen des Publikums und dessen Einstellungen kennen. Wenn individuelle Bedürfnisse erfüllt werden, entsteht ein Gefühl persönlicher Betroffenheit. Das führt zu Interesse, aktiver Teilhabe und Begeisterung des Publikums

  3. Ebene der Beziehung: Der Redner muss in der Vortragssituation sozial akzeptiert sein und diese Akzeptanz bewahren. Deshalb sollte der Redner besonderen Wert auf die Gestaltung einer guten Beziehungsebene legen. Dafür ist es notwendig sich mit den Bedürfnissen des Publikums auseinander zu setzen und auf einen positiven Kontakt aufzubauen.

  4. Ebene der Form: Die Darbietungsform der Rede muss das Publikum immer wieder zur aktiven Teilnahme anregen. Dies drückt sich auf mehreren Ebenen aus: der Präsentationsstil und der Ausdruck des Redners muss motivierend auf das Publikum wirken. Die Form und Struktur der Rede muss einfach, stringent, prägnant und dem Thema angemessen umgesetzt sein. Die Medien- und Methodengestaltung soll aktivieren.

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Als Sprecher ist man dabei immer Medium
Nr. 1! Das bedeutet, dass dem rhetorischen Ausdruck eine zentrale Rolle zukommt. Jeder Sprecher wirkt dabei über drei Ebenen: Sprache, Stimme und Körper. Es handelt sich dabei um die sichtbaren und hörbaren Zeichen, die wir während des Sprechens zeigen. Die einzelnen Ebenen hängen dabei stark miteinander zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.

Achten Sie beim Vortragen also auf einen kongruenten, angemessenen und lebendigen Ausdruck. Vergessen Sie dabei vielzitierte Ammenmärchen, wie z.B. dass die Wirkung des Sprechers zu 93% von Stimme und Körpersprache bestimmt wären. Solche Pauschalaussagen im Mäntelchen der Wissenschaft sind schlichtweg falsch. Dazu können Sie auch hier nochmals nachlesen.
Arbeiten Sie deshalb an Ihren Ideen, Ihrer Stimme und an Ihrem Körperausdruck. Es ist eine tolle und bereichernde Arbeit, die Ihnen helfen wird, sich souverän und sicher zu fühlen. Und damit können Sie auch Andere begeistern!

P.S.: »Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!« ist übrigens kein gutes Ende für Ihren Vortrag. Denn welches Publikum möchte gerne mit Floskeln bedient werden? Die Frage ist also, welcher individuelle Schlusssatz Ihren gelungenen Vortrag abrunden kann. Suchen Sie Formulierungen, die bestenfalls eine Verbindung zu Ihrem Publikum, dem Thema und der Situation herstellen. Zuhörende spüren sehr schnell, ob sie wirklich mit der gewählten Formulierung gemeint sind. Es gibt dafür also keine Patentrezepte und keinen Baukasten für die besten Schlusssätze eines Vortrags.

Zusammenfassung: Es bestehen hohe Ansprüche an die Vortragskompetenz eines Sprechers. Souveräne Vortragende gestalten Information, Erwartungen, Beziehung und Form aktiv. Sie zeichnen sich dabei in hohem Maße durch sicheres Sprechen und lebendiges Ausdrucksverhalten aus. Dabei sind Inhalt und Ausdruck untrennbar miteinander verbunden.

Speak up - pitch down!

Monotones Sprechen setzt die Verständlichkeit herab und kann zu frühzeitigem Aufmerksamkeitsverlust bei den Zuhörenden führen. Deshalb ist eine Variabilität in der Betonung ganz besonders wichtig. Sie zeichnet sich durch eine Abwechslung von Lautstärken, Tonhöhen, Sprechgeschwindigkeit und Pausensetzung aus. Sprecher mit einer abwechslungsreichen Betonung werden von ihrem Publikum als engagierte und kompetente Redner wahrgenommen, und können deshalb leichter überzeugen und effektiver informieren.

Dabei kommt der sogenannten fallenden Kadenz eine besondere Bedeutung zu. Fallende Kadenz oder Stimmsenkung bedeutet, dass die Tonhöhe am Ende eines Aussagesatzes oder einer gedanklichen Einheit nach unten abfällt. Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Abnahme der Stimmsenkungen mit starkem Informationsverlust einhergeht. Somit sind Stimmsenkungen eines der wichtigsten Merkmal verständlichen Sprechens.
Außerdem gehen mit übermäßigen Stimmerhöhungen verschiedene Assoziationen einher: Der Sprecher könnte unbeabsichtigt eine unsichere und fragende Wirkung erzielen, da der steigende Melodiebogen der Frageintonation entspricht. Deshalb sollte man vor allem in informativen Redeteilen auf Stimmsenkungen achten.

Die Vokale I und U im Wechsel. Dabei gleitet die Tonhöhe ab. Aufgenommen mit der Software Overtone Analyzer. (Bild: Julia Rupprecht)

Die Vokale I und U im Wechsel. Dabei gleitet die Tonhöhe ab. Aufgenommen mit der Software Overtone Analyzer. (Bild: Julia Rupprecht)

Aber wie kann man Stimmsenkungen nun üben?
Es handelt sich, wie bereits beschrieben, um ein Absenken der Stimmmelodie am Ende eines Satzes oder Gedankens. Deshalb sollte man zunächst ein Gefühl für Tonhöhen und Tonhöhenverläufe bekommen, um dies dann auf einzelne Laute und Wörter übertragen. Wenn man es verinnerlicht hat, kann man die Stimmsenkung im Anschluss auf Sätze anwenden.

Hier eine kleine Übungsbeschreibung:
Summen Sie zunächst einen Ton in einer für Sie angenehmen Stimmlage. Suchen Sie sich dann einen zweiten etwas tieferen Ton. Gleiten Sie dann in einem Melodiebogen vom höheren zum tieferen Ton. Versuchen Sie dies auch von unterschiedlichen Ausgangstönen. Wenn Sie ein Gefühl dafür entwickelt haben, wie es ist die Stimme abgleiten zu lassen, übertragen Sie dieses Muster zunächst auf zweisilbige Wörter, bei denen die Betonung auf der ersten Silbe liegt: „gehen“, „damals“, „fragen“ u.s.w. Die betonte erste Silbe startet auf dem hohen Ton. Zur unbetonten Silbe fällt der Melodiebogen ab. Wenn Sie auch dafür ein Gefühl entwickelt haben, können Sie den abfallenden Melodiebogen an kleinen Sätzen üben: „Lasst uns gehen.“, „Heute wie damals.“, „Ich möchte Dich etwas fragen.“
Am Ende des Satzes geht die Stimme nach unten und markiert damit den Abschluss des Satzes.

Zusammenfassung: Abwechslungsreiches und betontes Sprechen wird vom Zuhörer als engagiert und kompetent wahrgenommen. Dabei sind Stimmsenkungen besonders wichtig. Sie dienen der Informationssicherung und gelten als eines der wichtigsten Merkmale sicheren Sprechens. Dabei fällt der Melodiebogen zum Ende eines Satzes ab.

Hier finden Sie noch ein kleines Arbeitsblatt mit Sätzen zum Üben der Stimmsenkungen. Viel Vergnügen!

https://www.julia-training.com/stimmtraining

 

 

Verständlich gemacht

Wie kann man die Verständlichkeit von Texten und Vorträgen verbessern?
… so dass die Zuhörer leichter folgen können.
… so dass Zusammenhänge leichter erfasst werden können.
… so dass die Inhalte und wichtige Informationen leichter erinnert werden können.

Zu diesem Zweck wurden von den Autoren Langer, Schulz von Thun und Tausch vier Verständlichkeitskriterien aufgestellt:

  1. Einfachheit

  2. Gliederung und Ordnung

  3. Kürze und Prägnanz

  4. Verlebendigung

Die Ausprägung dieser vier Kriterien ist ausschlaggebend für die Verständlichkeit von Texten und Vorträgen.

Was kann man konkret tun, um diese Verständichkeitskriterien umzusetzen?

1. Einfach sprechen bedeutet:

  • wenig Fremdwörter gebrauchen, wichtige Fach- und Fremdwörter erklären und umschreiben

  • wenig Floskeln und Füllwörter verwenden

  • abstrakte Wörter und Begriffe vermeiden

  • konkrete Beispiele, Bilder und Geschichten verwenden

2. Übersichtlich gliedern bedeutet:

  • Redeschemata und Gliederungshilfen verwenden

  • die Gliederung und den roten Faden erklären

  • Pausen machen

  • Zusammenfassungen machen und Übergänge deutlich machen

3. Kurz und prägnant sprechen bedeutet:

  • auf wesentliche Punkte begrenzen

  • Weitschweifigkeit vermeiden

  • Nebengedanken und persönliche Bemerkungen zurückstellen und nur bei Bedarf einsetzen

4. Lebendig sprechen bedeutet:

  • direkte Ansprache des Publikums

  • lebendiger Ausdruck durch stimmliche und körpersprachlichen Gestaltung

  • rhetorische Stilmittel, wie z.B. Analogien, Metaphern und Fragen verwenden

  • Formulierungen aus der Perspektive der Hörer verwenden

Zusammenfassung: Durch die Beachtung der vier Verständlichkeitskriterien können Texte und Vorträge leichter erinnert und erfasst werden. Dazu soll auf Einfachheit, Gliederung und Ordnung, Kürze und Prägnanz, sowie Verlebendigung geachtet werden.

Fragen über Fragen

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Fragen sind eines der wichtigsten Instrumente, um ein Gespräch zu gestalten und zu steuern. Durch Fragen können Informationen in Erfahrung gebracht werden. Es kann zum nächsten Themen übergeleitet werden. Und es können Aussagen konkretisiert und Lösungs- und Klärungsprozesse angeregt werden. Durch den Impuls einer Frage im Gespräch kann also eine Kommunikationssituation verändert werden. Ziel ist es, Fragen als ein effektives Mittel zur Gesprächsführung einzusetzen. Dazu kann man Frageformen kategorisieren, um eine Bewusstheit um ihre Wirkung zu schaffen.

 

  • Offene Fragen: Der oder die Befragte soll ausführlich antworten und möglichst viel an Information einbringen. Diese Frageform ist nicht nur mit "Ja“ oder "Nein“ zu beantworten. Offene Fragen beginnen deshalb oft mit einen W-Fragewort. (was, wie, warum, wozu…)
    Bsp.: „Wie beurteilen Sie den Sachverhalt?“

    Wann setze ich eine offene Frage ein?
    Wenn ich möchte, dass der oder die Befragte sich aktiv in die Kommunikation einbringt und seine Sichtweise darlegt. So kann viel Information aus der Perspektive des Anderen in Erfahrung gebracht werden. Antworten können u.U. aber auch ausufern.

  • Geschlossene Fragen: Geschlossene Fragen können mit einer knappen Aussage oder "Ja" und "Nein" beantwortet werden. Hierzu zählen z.B. auch Wissensfragen, die mit einem Wort beantworten werden können und oft mit Fragepronomen beginnen.
    Bsp.: „Tragen Sie diese Entscheidung mit?“

    Wann setze ich eine geschlossene Frage ein?
    Wenn ich möchte, dass der oder die Befragte eine klare Stellung bezieht oder eine Entscheidung mitteilt. Durch geschlossene Fragen kann aber auch der Dialogfluss zum Stocken gebracht werden.

Offene und geschlossene Fragen sind nicht als Gegensatz zu verstehen. Sie folgen eher einer Abstufung von geschlossenen hin zu offenen Fragen. Ihre letztendliche Wirkung ist zu einem nicht unerheblichen Teil vom Gegenüber und der Gesprächsbereitschaft abhängig. Durch die Form der Frage kann man als Fragenstellender jedoch eine gute Voraussetzung für ein gelungenes Gespräch schaffen. Als Erweiterung möchte ich noch weitere hilfreiche Frageformen der lösungsorientierten Gesprächsführung exemplarisch vorstellen.

  • Lösungsorientierte Fragen: In beratenden oder problembehafteten Situationen können vor allem Fragetechniken aus der lösungsorientierten Gesprächsführung hilfreich und zielführend sein. Dazu gehören z.B. zirkuläre Fragen, die den Perspektivwechsel anregen. So können neue Sichtweisen angeregt werden, und das Verständnis untereinander gefördert werden. Bsp.: „Was denken Sie, wie dieses Verhalten auf Ihren Kollegen wirkt?“
    Auch hypothetische Fragen helfen um zu neuen, kreativen Lösungsideen zu kommen. Es handelt sich hier um "möglichkeitskonstruierende“ Fragen, die bisher nicht gesehene Aspekte einbringen. Bsp.: „Was wäre, wenn...?“
    Mit Skalierungsfragen wird jemand zu einer differenzierten Einschätzung eines Sachverhalts bewegt. So kann man zum Beispiel den Ist-Zustand auf einer 10-stufigen Skala einschätzen lassen, um dann mögliche Veränderungsschritte und Möglichkeiten ableiten zu lassen. Bsp.: „Wo sehen Sie sich in Hinblick auf dieses Problem heute?“ „Was könnten Sie tun, um sich auf der Skala einen Schritt nach oben/unten zu bewegen?“

Bei den vorgestellten Frageformen handelt es sich nur um einen Ausschnitt aus vielen unterschiedlichen Fragetypen, die jedoch eine effektive Gesprächsführung fördern.

Weitere Frageformen finden sich zum Beispiel in diesem Lehr- und Übungsbuch:
Allhoff D.-W. & Allhoff W. (2010): Rhetorik & Kommunikation. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. München: Ernst-Reinhardt-Verlag.

Zusammenfassung: Fragen helfen ein Gespräch aktiv zu steuern. Durch offene und geschlossen kann das Antwortverhalten gefördert oder gehemmt werden. Mit lösungsorientierten Fragen können problembehaftete Situationen konstruktiv bearbeitet werden.

Hier noch ein witziges Beispiel für komplizierte Fragen und kurze Antworten. Ein legendäres Interview mit Willy Brandt aus dem Jahr 1972.

Hallo? Wer ist am Apparat?

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Die Kommunikation über das Telefon unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von einer direkten Face-to-face Kommunikation: Beim Telefonieren bleiben mimische und gestische Signale unsichtbar. Diese sind jedoch für die Gesprächssteuerung und die gegenseitige Einschätzung sehr wichtig. Zudem gibt es noch eine technische Besonderheit beim Telefonieren: So wird nur ein sehr eingeschränkter Bereich unserer Stimmfrequenzen übertragen. Das übertragene Frequenzband ist nämlich auf einen Bereich von etwa 3,1-3,3kHz begrenzt. Das bedeutet dass viele Klangnuancen unserer Stimme nur eingeschränkt übertragen werden. Aus diesen beiden Gründen ist eine verständliche Ausdrucksweise am Telefon besonders wichtig.
 

In der Ratgeberliteratur finden sich unzählige Tipps und Tricks. Ich habe fünf Aspekte herausgegriffen, die ich für das Gelingen von Telefongesprächen als besonders wichtig erachte. Diese betreffen sowohl die Gesprächsführung, als auch die Stimme:

  1. Achten Sie auf eine deutliche Artikulation: Eine deutliche Artikulation steigert die Verständlichkeit und fördert die Resonanz bei Telefongesprächen.

  2. Machen Sie häufiger und längere Pausen: Pausen geben dem Gegenüber Zeit zum Verstehen, und Erleichtern den Sprecherwechsel am Telefon.

  3. Fragen Sie gezielt nach: Da Sie keine mimischen und gestischen Zeichen zum Verstehen haben, empfiehlt es sich, gezielt nachzufragen, was das Gegenüber verstanden hat.

  4. Formulieren Sie, was Sie verstanden haben: Auch durch Paraphrasieren kann das Verständnis gesichert werden, da ebenfalls keine nonverbalen Information dabei helfen.

  5. Echtes Lächeln: Lächeln kann am Telefon gehört werden. Aber nur ein echtes Lächeln! Es ist nachgewiesen, dass ein aufgesetztes Lächeln als solches vom Zuhörer erkannt wird. Verstellen Sie sich deshalb nicht, sondern begegnen Sie Ihrem Gesprächspartner mit aufrichtiger und echter Freundlichkeit.

Zusammenfassung: Telefonkommunikation ist eine große sprecherische Herausforderung. Durch das Telefon fallen wichtige mimische und gestische Informationen weg. Außerdem wird nur ein Teil der Stimmfrequenzen übertragen. Telefonate können deshalb durch eine gute Gesprächsführung und durch stimmliche Ausdrucksstärke gut gelingen.

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Eine Frage der Haltung...

"Ich möchte souverän und sicher wirken."
"Ich möchte glaubwürdig und überzeugend auftreten."
"Ich möchte Durchsetzungsvermögen und Charisma entwickeln."
"Man soll mir mein Lampenfieber nicht anmerken."

Das sind häufig geäußerte Wünsche in meinen Rhetorikseminaren. Und ja, es sind verständliche und legitime Wünsche. Denn wer möchte nicht mit seinen Ideen Gehör finden und einen guten Eindruck hinterlassen?

Dabei stellt sich jedoch unmittelbar folgende Frage: Wie hängt die innere Haltung mit dem Auftreten bei Präsentationen und Gesprächen zusammen?
Denn eine souveräne, glaubwürdige und charismatische Wirkung lässt sich nicht einfach mit einem rhetorischen Werkzeugkasten herstellen. Rhetorische Techniken können sehr gut helfen Selbstwirksamkeit zu erleben. Doch wenn man sich seiner Selbst, den eigenen Ideen, Botschaften und Haltungen nicht bewusst ist, kann Rhetorik eine reine Technik und damit eine blanke Hülle bleiben. Häufig bekomme ich zurückgemeldet, dass es einen inkongruenten und unstimmigen Eindruck macht, wenn jemand rhetorisch „überschult“ ist, man aber andere Motive dahinter vermutet.

Für eine gute und überzeugende Kommunikation braucht es deshalb eine stimmige und klare innere Haltung in Verbindung mit guten rhetorischen Fertigkeiten. Deshalb ist mein Credo:
"Mein Ziel ist es, gute Ideen in der Welt zu verbreiten. Deshalb unterstütze ich Menschen dabei, ihre Konzepte auf den Weg zu bringen und ihr Wissen verständlich zu machen. Mit Hilfe von kreativem Denken und erlebensbezogener Konzeptentwicklung können Ideen wachsen. Und mit den Ideen wachsen die Menschen. Um Andere von der eigenen Idee zu begeistern, braucht es didaktisches Handwerkszeug und rhetorisches Können. Deshalb helfe ich Menschen, ihren eigenen Ausdruck zu finden und ihre Kommunikation zu stärken. Eine Idee braucht eine Stimme."

Deshalb biete ich Workshops zu Konzeptentwicklung und Orientierung in Verbindung mit Rhetorik an. Das heißt konkret: Erst mache ich mir Gedanken, was ich zu sagen habe und was meine Botschaften und Ziele sind. Dann mache ich mir Gedanken über das passende Wie. Welcher Ausdruck und welche Präsentation dient am besten meinen Inhalten und meinem Zielpublikum?

Tag 1: Im Zentrum steht die Idee. Das was ich sagen möchte. Deshalb dient der erste Tag der Konzeptentwicklung. Bild: Julia Rupprecht

Tag 1: Im Zentrum steht die Idee. Das was ich sagen möchte. Deshalb dient der erste Tag der Konzeptentwicklung.
Bild: Julia Rupprecht

Der Teil zu Konzeptentwicklung erfolgt mit Hilfe von Erlebensbezogenem Concept Coaching (ECC), Kreativitätstechniken und dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM). Ziel ist es, eine Vision, ein Konzept und Ziele zu entwickeln, um dies mit Hilfe von Ressourcen motiviert anzugehen. Es wird ein Raum eröffnet in dem Reflexion und kreatives Denken stattfinden darf.
Sobald das Konzept steht, geht es um die Ideenkommunikation. Der eigene Ausdruck mittels Sprache, Stimme und Körper wird gestärkt, um die eigenen Botschaften gut zu vermitteln. Redeschemata, -strukturen, Publikumsanalysen und Medieneinsatz können nun zielgerichtet verwendet werden.

Tag 2: Für das erarbeitete Konzept wird ein die passende und überzeugende Präsentation entwickelt. Bild: Julia Rupprecht

Tag 2: Für das erarbeitete Konzept wird ein die passende und überzeugende Präsentation entwickelt.
Bild: Julia Rupprecht

Eine Bewusstheit für den Zusammenhang zwischen innerer Haltung und Außenwirkung stärkt Ihre Kommunikation und Ihr Auftreten. Sie werden erfahren, wie sie souveräner und sicherer Auftreten können, sobald sie Ihre Haltungen, Glaubenssätze, Botschaften und Ziele reflektiert haben.

Charisma: Here comes the sun

Was ist Charisma? Das gewisse Etwas. Ausstrahlung. Esprit. Strahlkraft. Aura. Magie. Wirkung.
Was es genau ist, weiß man trotzdem nicht so recht. Man spürt einfach, wenn es jemand hat. Wenn man nach der Bedeutung des Wortes Charisma fragt, wird diese gespürte Magie deutlich. Es kommt aus dem Griechischen und heiß so viel wie „Gnadengabe“. Etwas von Gott Geschenktes.

Bild: Julia Rupprecht

Bild: Julia Rupprecht

Aber ist dem wirklich so? Hat man Charisma einfach, oder eben nicht?
Untersuchungen von Antoniakis et al. legen nahe, dass Charisma erlernbar ist. So sagen die Forscher der Universität Lausanne, dass Charisma ein Bündel von Fähigkeiten ist, das man aufbauen und erweitern kann. So beruht die Wahrnehmung von Charisma in erster Linie auf Wertvorstellungen und Gefühlen. Deshalb sind für die Entwicklung von Ausstrahlung drei Bereiche grundlegend, die bereits von Aristoteles proklamiert wurden: Logos, Ethos und Pathos.

Unter Logos versteht man rhetorische Fähigkeiten. Ethos bedeutet, dass die Person moralisch wie persönlich glaubwürdig ist. Mit Pathos wir die Fähigkeit bezeichnet, die Gefühle und Leidenschaften der Zuhörer anzusprechen.
Das heißt, dass ein lebendiger sprachlicher, körpersprachlicher und stimmlicher Ausdruck in Verbindung mit einer glaubwürdigen Haltung und einer guten Beziehung zum Gegenüber zu einer charismatischen Wirkung führen kann. …ob das aber nun Charisma ist, wissen wir trotzdem nicht so recht…

Die Forscher stellen also heraus, dass der Aufbau einer emotionalen Beziehung zu den Zuhörern besonders wichtig ist. Dabei helfen eine lebendige Sprechweise und ein unterstützender Körperausdruck. Besonders wichtig sei der Einsatz von rhetorischen Stilmitteln. Dazu gehören z.B. Metaphern und Analogien, die der Bildhaftigkeit, Merkfähigkeit und Identifizierung dienen. Mit Geschichten und Anekdoten kann eine persönliche Betroffenheit beim Publikum erzeugt werden. Rhetorische Fragen führen zur Aktivierung des Publikums. Dreierlisten dienen als griffige Schlagwörter und können leicht erinnert werden. Das sind nur vier von unzählig vielen rhetorischen Stilmitteln.

Es lohnt sich also beim Sprechen nicht nur auf Gliederung, Struktur und Aufbau, sowie Verständlichkeit zu achten. Mit Hilfe von rhetorischen Stilmitteln kann man die eigene Sprache mit Bildern und Emotionen anreichern, was eine charismatische Wirkung fördert.

Hier eine Buchempfehlung mit einer wunderbaren Übersicht über rhetorische Stilmittel:
Baumgarten H. (2007): Compendium Rhetoricum. Die wichtigsten Stilmittel. Eine Auswahl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Hier der Artikel von Antoniakis et al. zur Erlernbarkeit von Charisma:
Antonakis J., Fenley M. & Liechti S. (2012): Learning charisma: Transform yourself into someone people want to follow. Harvard Business Review, June, 127-130.

Lampenfieber: Dieses Kribbeln im Bauch...

Gleich geht es los. Ich muss nach vorne. Dort wo mich alle sehen können. Alle Augen und Ohren sind auf mich gerichtet. Alle werden mir bei meiner Präsentation zuhören. Oh Gott, hoffentlich mache ich keine Fehler, hoffentlich vergesse ich nichts, hoffentlich bemerkt niemand meine Aufregung. Ich hab Angst.

Jeder kennst diese Situation. Jeder kennt die Anspannung und Nervosität, wenn man vor anderen sprechen muss: Lampenfieber! Dieser Adrenalin-Kick ist das letzte Quäntchen, um in einer wichtigen Situation die eigene Höchstleistung abzurufen. Doch dafür darf die Nervosität nicht Überhand nehmen. Auf den richtigen Umgang und das richtige Maß kommt es an.

Was ist Lampenfieber?
Lampenfieber gehört zu den sozial-kommunikativen Ängsten. Die Nervosität entsteht in Situationen in denen eine besondere Leistung in der Öffentlichkeit erbracht werden soll. Es besteht die Angst zu versagen, Erwartungen nicht zu erfüllen, Status zu verlieren, negative Bewertungen zu erhalten, zurückgewiesen oder nicht anerkannt zu werden.
In Erwartung dieser bevorstehenden Situation schütten die Nebennieren Adrenalin und Noradrenalin aus. Es entstehen körperliche, emotionale und mentale Reaktionen auf diese empfundene Stresssituation. Jeder zeigt dabei ganz individuelle Reaktionen und Verhaltensweisen, die u.a. mit eigenen Erfahrungen und Erinnerungen zu tun haben.

Wie äußert sich Lampenfieber?
Die Symptome des Lampenfiebers lassen sich auf drei verschiedenen Ebenen beobachten: körperlich, emotional und mental. Erkennen Sie sich in folgenden Symptomen wieder?

  1. Körperliche Reaktionen: Dazu gehören z.B. Herzklopfen, muskuläre Anspannung, Zittern, Mundtrockenheit, Hochatmung, Schwitzen, Erröten, Veränderung des Stimmklangs, (...). Bei vielen dieser Symptome handelt es sich um Reaktionen des autonomen Nervensystems, weshalb sie nicht willkürlich steuerbar sind.

  2. Emotionale Reaktionen: Die Person ist von einem Gefühl der Angst und Beklemmung betroffen. Das kann z.B. auch mit einer erhöhten Reizbarkeit, einem Gefühl von Hilflosigkeit oder Bedrohtsein einhergehen.

  3. Mentale Reaktionen: Dazu gehören Gedanken und Glaubenssätze, die einem in der stressigen Situation durch den Kopf gehen. So z.B. „Das werde ich nicht schaffen!“, „Das habe ich schon immer nicht gekonnt!“ oder „Was die Zuschauer wohl über mich denken werden?“. Außerdem kann es zu Konzentrationsmangel und Vergesslichkeit kommen.

Diese Ebenen stehen in einer engen Wechselbeziehung zueinander, was zu dem Effekt eines Teufelskreises führen kann: Ich nehme z.B. wahr, dass meine Stimme verändert klingt, denke daraufhin, dass alle bemerken, dass ich sehr aufgeregt bin, wodurch sich wiederum mein Puls erhöht. Es gilt diesen Teufelskreis zu durchbrechen und einen konstruktiven Umgang mit den vorhandenen Symptomen zu finden.

Was kann man gegen Lampenfieber tun?
Um Lampenfieber zu reduzieren müssen individuell passende Bewältigungsstratgien entwickelt werden. Dazu muss man die individuell zutreffenden Ursachen und Symptome des Lampenfiebers berücksichtigen. Denn Lampenfieber hat sowohl mit der Selbstwahrnehmung und dem Selbstvertrauen, als auch mit der Einschätzung der Situation zu tun.
Grundsätzlich sind folgende Maßnahmen langfristig erfolgversprechend:

  1. Anerkennen des Lampenfiebers: Viele wollen, dass das Lampenfieber einfach weg ist. Doch der Versuch es wegzudrängen kann zu einer Verstärkung führen. Ein konstruktiver Umgang kann erst durch die Anerkennung des Lampenfiebers geschehen: Es ist okay, dass ich aufgeregt bin!

  2. Körper- und Bewegungsübungen: Durch Bewegung wird Adrenalin abgebaut. Außerdem werden Muskeln tonisiert und somit in das passende Aktivierungsniveau versetzt. Machen Sie Lockerungsübungen und bewegen Sie sich.

  3. Atemübungen: Der Atem, obgleich er durch das autonome Nervensystem gesteuert wird, kann willentlich beeinflusst werden. Tiefes Ein- und Ausatmen beruhigt, entspannt und stärkt die Stimme. Versuchen Sie etwas länger auszuatmen. Der Einatem folgt automatisch und anstrengungsfrei.

  4. Positive Gedanken und Bilder: Wenn einem viele schlechte Gedanken durch den Kopf gehen, braucht es ein motivierendes Gegengewicht, das die eigene Moral stärkt. Suchen Sie sich ein positives Mantra, eine positive Selbstaffirmation oder ein beruhigendes inneres Bild, das Sie in der Lampenfiebersituation begleitet.

Um die individuell passenden Maßnahmen zu finden, ist eine Begleitung durch einen Coach sinnvoll. Er kann Ihnen helfen, das Lampenfieber in seinen Ursachen und Symptomen zu analysieren, um dann effektive Handlungsstrategien zu erarbeiten.

 

Wollen Sie Ihr Lampenfieber in den Griff bekommen?

Das Ebook “Stark mit Lampenfieber!” bietet Ihnen kompakt das wichtigste Hintergrundwissen dazu, wie Sie zu einem förderlichen Umgang mit Ihrem Lampenfieber kommen. Denn für eine souveräne und starke Wirkung ist es wichtig, dass Sie verstehen, wie die ganz persönlichen Ursachen und Symptome des Lampenfieber zu Stande kommen und wie Sie diesen entgegenwirken können.

 

Hier noch ein sehr unterhaltsamer und informativer Vortrag von Matt Abrahams (Stanford Graduate School of Business) zum Thema „Effective Speaking in Spontaneous Situations“. Ein großer Teil des Vortrags ist dem Umgang mit Vortragsnervosität gewidmet. Viel Vergnügen!

Communication is critical to success in business and life. Concerned about an upcoming interview? Anxious about being asked to give your thoughts during a meeting? Fearful about needing to provide critical feedback in the moment? You are not alone! Learn and practice techniques that will help you speak spontaneously with greater confidence and clarity, regardless of content and context.

Lass mich in Dir lesen, Baby!

Wer die Arme verschränkt, zeigt Abwehr und Ablehnung.
Wer die Schultern hebt, verteidigt sich.
Wer den Kopf gerade hält, weiß was er will.
Wer seine Beine überschlägt, zeigt dass er sich der einen Seite zuwendet, und mit der anderen nichts zu tun haben will.

Haben Sie schon mal eine oder mehrere dieser Aussagen gehört? Und auch geglaubt?
Es erscheint ja als plausibel und einleuchtend, dass der Körper unsere eigentlichen Motive, Gefühle und Intentionen „verrät“. Doch werden solche Pauschalaussagen unserer menschlichen Psyche, unserer Kommunikation und unserem sozialen Miteinander überhaupt gerecht?
Auf keinen Fall!

Doch dahinter befinden sich zwei all zu menschliche Sehnsüchte: Einerseits wollen wir selbst eine tolle Wirkung erzielen. Wir wollen Eindruck machen, imponieren und auch beeinflussen. Und mit solchen Rezepten weiß ich, wie ich mein körperliches Verhalten steuern muss. Andererseits wollen wir das Gegenüber deuten können. Wir wollen seine verborgenen Botschaften entschlüsseln, im Anderen lesen und auch Widersprüche und Lügen aufdecken. Und mit solchen Rezepten kann ich eindeutig sagen, was der Andere in Wirklichkeit denkt oder fühlt.

Das ist mit der Vorstellung verbunden, dass der Körper die vermeintlich "ehrliche" Ebene unseres Ausdrucks ist. Die Sprache kann lügen, doch der Körper hat immer Recht und kann eben nicht lügen. Deshalb muss ich den Körperausdruck deuten können, und ihm eine klare, eindeutige Aussage zuordnen. Eins zu eins Zuordnungen von Körperausdruck und Bedeutung sind aber keinesfalls zulässig. So muss man eine klare Unterscheidung zwischen Körpersprache und Körperausdruck treffen. Körpersprache sind die Gesten, die in einem Kulturkreis sprachlich konventionalisiert sind, wie z.B. Kopfschütteln oder der erhobene Daumen. Jeder weiß genau, was damit gemeint ist. Der Körperausdruck hingegen entwickelt sich situativ und personengebunden und lässt keine eindeutige Interpretation zu. Er erzeugt eine Wirkung, die wir aus unserer Erfahrung heraus interpretieren und beurteilen. Und Interpretationen unterliegen erfahrungsgemäß auch Fehlern.

Außerdem ist es mit der Vorstellung verbunden, dass es schon eine ganz klare Bedeutung im Inneren gibt, die durch den Körper nur noch zum Ausdruck gebracht wird. Sprache und Körper sollen also das Abbild einer im Inneren fertigen Bedeutung sein. Doch die Bedeutung dessen was ich sage, ist nicht schon im Vorfeld fertig: sie entsteht, entwickelt sich, wird beeinflusst und verändert, unterliegt verschiedenen Intentionen und Gefühlen, hängt von Wissen und Haltungen ab (...) Die Bedeutung ist etwas Dynamisches. Und damit sind auch unser Körperausdruck, unsere Sprache und unsere Stimme etwas Dynamisches.

Wir bringen uns zur Wirkung. Deshalb halte ich Folgendes für besonders wichtig: Halten Sie die Augen und Ohren offen und entwickeln Sie ein feines Gespür für die Menschen in Ihrer Umgebung. Das bedeutet offen zu sein, frei von Rezepten, Stereotypen, Vorurteilen und Kommunikationsdogmatismus. Unterstellen Sie nicht schon im Vorfeld, was Andere genau gemeint haben. Fragen Sie im Zweifelsfalle auch mal und beschreiben Sie, wie das körperliche Verhalten auf Sie gewirkt hat. Dann können Sie ja sehen, wie der Andere darauf reagiert...

Hier noch zwei Buchtipps, um sich tiefer mit diesem Thema zu beschäftigen:
Heilmann C.M. (2011): Körpersprache - richtig verstehen und einsetzen. München: Ernst Reinhardt Verlag.
Storch M. & Tschacher W. (2014): Embodied communication - Kommunikation beginnt im Körper, nicht im Kopf. Bern: Verlag Hans Huber.

Wie viel der Körper zur Wirkung bringen kann, zeigt Rowan Atkinson mit seinem unsichtbaren Schlagzeug. Viel Spaß dabei!